Green City Solutions: „Unser Herz hängt nach wie vor an Dresden“

Im Founderella-Interview verrät CEO Dénes Honus, warum die Firma nach Berlin gegangen ist und welche Pläne es für das laufende Jahr gibt.

Dénes Honus, CEO von Green City Solutions. Foto: Green City Solutions

Dénes Honus, CEO und einer der Gründer von Green City Solutions. Foto: Green City Solutions

Founderella: Herr Honus, während in Dresden an verschiedenen Stellen immer mehr City Trees auftauchen, ist ihre Firma gleichzeitig aus der Stadt verschwunden. Warum haben Sie Green City Solutions nach Berlin verlagert?

Dénes Honus: Der Umzug unseres Hauptsitzes nach Berlin im vergangenen Jahr ergab sich unter anderem im Rahmen des DB Accelerators (Startup-Programm der Deutschen Bahn, Anmerkung der Redaktion). Dieser war für uns eine sehr gute Chance, uns als Unternehmen weiterzuentwickeln und weiter zu wachsen.

Nach dem Abschluss des Accelerators entschieden wir, unsere Geschäftsräume auf dem EUREF-Campus, einem symbolischen Ort für die Energiewende und Standort für Unternehmen aus den Bereichen Energie, Nachhaltigkeit und Mobilität, zu beziehen. Die Bundeshauptstadt ist mit ihren Voraussetzungen ein guter Ort für Start-ups.

Unser Herz hängt aber nach wie vor auch an Dresden – als Gründungsort von Green City Solutions, als langjährige private und geschäftliche Heimat und als Universitätsstadt, in der wir an TU Dresden und HTW Dresden unser Studium absolvierten. Außerdem begleiten uns seit der ersten Stunde zahlreiche Dresdner Institutionen, die uns unterstützen und zur Seite stehen.

Das Gründerteam von Green City Solutions vor einem City Tree. Foto: Green City Solutions

Das Gründerteam von Green City Solutions vor einem City Tree. Foto: Green City Solutions

Ist Berlin besser geeignet, um eine Firma hochzuskalieren?

Berlin ist mit seinen Gegebenheiten, besonders hinsichtlich der Infrastruktur und der Nähe zu zahlreichen politischen Entscheidungsträgern und potentiellen Kunden, ein guter Ort für Start-ups. Darüber hinaus bietet die Bundeshauptstadt jungen und talentierten Menschen, wie unseren Mitarbeitern, ein modernes Wohn- und Arbeitsumfeld.

Wachstum bedeutet häufig Veränderung. Haben Sie nach der Ausgründung des Startups und der Umwandlung in eine GmbH an der Struktur des Unternehmens etwas geändert?

Mithilfe unserer im Dezember abgeschlossenen Erstrunden-Finanzierung haben wir die Gelegenheit, das Marketing, die Produktion sowie die nationalen und internationalen Vertriebsstrukturen geordnet aufzubauen.

Hierfür konnten wir bereits wichtige Funktionen besetzen und neue Kooperationen starten, unter anderem mit dem EU-Programm Climate-KIC, der größten europäischen Innovationsinitiative für klimafreundliche Technologien.

Mit unseren nunmehr 25 Mitarbeitern konnten wir in den vergangenen drei Jahren seit Bestehen von Green City Solutions stetig wachsen. Die Umwandlung in eine GmbH war eher strategischer Natur und brachte kaum Strukturveränderungen mit sich.

Neben dem Tagesgeschäft nehmen Sie und Ihr Team auch regelmäßig an zahlreichen Gründerwettbewerben wie der EIT Digital Challenge oder Chivas The Venture teil. Warum ist das für ein junges Unternehmen wichtig?

Die Teilnahme an Wettbewerben ist für Start-ups und Gründer eine perfekte Gelegenheit, um Vertrauen in das junge Unternehmen und dessen innovative Produkte aufzubauen. Sie helfen, mehr Aufmerksamkeit zu generieren, die Bekanntheit zu steigern und neue Kontakte zu knüpfen. Auch Investitionen in Form von Coachings und Preisgeldern sind positive Aspekte.

Kommen wir zum aktuellen Geschäft. An welchen Projekten arbeiten Sie mit Ihrer Firma gegenwärtig? Was möchten Sie 2017 erreichen?

Im Jahr 2017 suchen wir unter anderem nach weiteren Partnerschaften, um größere Pilotprojekte durchzuführen. In diesem Zusammenhang wurde auch das „City Tree Scaler“-Projekt ins Leben gerufen: Eine Forschungsinitiative, die wir in Kooperation mit Climate-KIC, Proambiente und der italienischen Stadt Modena durchführen.

Beginnend im Mai sollen innerhalb von zwei Jahren sechs City Trees in einer der stark verschmutzten Straßen Modenas installiert werden. Ziel ist es, eine ganzheitliche Lösung für eine intelligente Klimainfrastruktur in Städten zu entwickeln.

Bis zum Ende des Jahres wollen wir weitere neue Projekte und Installationen realisieren. Wir stehen dafür derzeit mit zahlreichen Städten und Unternehmen in Kontakt, die sich für den City Tree interessieren.

Passanten schauen sich die City Trees auf dem Dresdner Neumarkt an. Foto: Green City Solutions

Passanten schauen sich die City Trees auf dem Dresdner Neumarkt an. Foto: Green City Solutions

Wie viele City Trees haben Sie bisher schon verkauft, in welchem Land und welcher Stadt stehen die meisten? Wie sieht es konkret in Sachsen aus?

Seit unserer Gründung konnten wir den City Tree in zahlreichen Städten im In- und Ausland präsentieren: Derzeit befindet sich der Pflanzenfilter in Paris (drei City Trees), Oslo (zwei City Trees), Hannover (ein City Tree), Essen (zwei City Trees), Skopje/Tetovo (Mazedonien, zwei City Trees) sowie in Hong Kong (ein City Tree) und Berlin an unserem Firmensitz (ein City Tree).

In Dresden kamen im vergangenen Jahr acht City Trees vor der Frauenkirche zum Einsatz, drei waren danach als Willkommensgruß vor Wissenschaftseinrichtungen in Dresden präsent. Derzeit befinden sich zwei Installationen in der sächsischen Landeshauptstadt, ein dritter wird als Aushängeschild der DRESDEN concept e.V.-Wissenschaftsausstellung im Mai in London eingesetzt.

Wir bieten unseren Kunden ebenfalls die Gelegenheit, den City Tree zu mieten. In diesem Zusammenhang und dank der freistehenden mobilen Konstruktion war der intelligente Pflanzenfilter außerdem zu mehreren temporären Einsätzen in München, Berlin, Hannover, Halle, Regensburg, Jena, Krefeld und Dresden zu Gast.

In Plauen hat sich die Stadtverwaltung aufgrund des Preises pro City Tree dazu entschieden, lieber echte Bäume zu pflanzen. Erleben Sie dies öfters, dass es schwierig ist, Kommunen zu überzeugen, oder ist das ein Einzelfall?

Ein City Tree reinigt die Luft so effektiv wie bis zu 275 herkömmliche Stadtbäume. Vergleicht man die Kosten unseres Pflanzenfilters mit der Summe, die für die Etablierung dieser Anzahl notwendig wäre, so ist die Implementierung eines City Trees um bis zu 95 Prozent günstiger. Das monetäre Argument ist daher in Relation mit 275 urbanen Bäumen nicht zutreffend.

Darüber hinaus ist der City Tree aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit und Mobilität an vielen Orten einsetzbar, an denen eine Pflanzung von herkömmlicher Stadtbegrünung nicht realisierbar ist. Im Rahmen der Umweltleistung, die bei unseren Entwicklungen im Vordergrund steht, adressieren wir vor allem die so genannten „Hotspot-Bereiche“ in Städten. Diese zeichnen sich durch überhöhte Luftbelastung, Hitze und Lärm aus.

Derartige Phänomene treten meist in unmittelbarer Nähe mit dicht bebauten Flächen zusammen, auf denen weiteres Stadtgrün nicht etablierbar ist. Zusätzlich reinigt der City Tree die Luft in Höhe der Passanten, nicht in vier bis fünf Metern – und das 275 Mal so effektiv.

In den USA scheint mit dem Amtsantritt von Präsident Trump der Umweltschutz in den Hintergrund zu treten. Regulierungen werden zurechtgestutzt. Haben Sie als international tätiges Unternehmen Sorge, dass sich hier ein Trend abzeichnet, der Auswirkungen auf ihr Geschäft haben könnte?

Derartige Entwicklungen nehmen wir natürlich zur Kenntnis, und leider sind nicht alle Neuerungen umweltfreundlich. Dennoch glauben wir fest daran, dass die Notwendigkeit des Umwelt- und Klimaschutzes global wahrgenommen wird und entsprechende Maßnahmen etabliert werden.

Um diese Ziele zu erreichen, existieren bereits viele hervorragende Institutionen, Organisationen, Maßnahmenpläne und Projekte, die einen Unterschied und ein Umdenken bewirken können.

Mit 25.000 Euro kostet ein City Tree etwa so viel wie ein Kleinwagen. Soll der Preis mittel- bis langfristig sinken oder gilt das Motto: Qualität darf nicht zu billig sein?

Wir arbeiten stets an der Verbesserung und Weiterentwicklung unserer Produkte – dazu zählen auch die Optimierung der Beschaffung, Produktion und Montage etc. Dennoch sollten im Rahmen der Kosten sowohl die Effekte wie beispielsweise die Luftfilterungsleistung, das Design und die Konstruktion sowie die technische Ausstattung des City Trees einbezogen werden.

Auf welche Weise wollen Sie Ihr Produkt in den kommenden Jahren weiterentwickeln?

In den nächsten Jahren will Green City Solutions weiter wachsen, auch international, und am Produkt arbeiten. Für dieses Ziel haben wir Forschungskooperationen mit renommierten Instituten angestoßen und Weiterentwicklungen sind in Planung.

Zusätzlich zu den bereits bestehenden Ausstattungspaketen und Services sollen weitere hinzukommen und Elemente der existierenden Infrastruktur integriert werden. Im Jahr 2020 wollen wir die erste Megacity flächendeckend mit ihrer grünen Infrastruktur ausgestattet haben.

Herr Honus, vielen Dank für das Gespräch. 

Interview: Stephan Hönigschmid

http://greencitysolutions.de

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