Dresdner Startup „Was hab‘ ich?“ arbeitet jetzt für Kliniken
Mitarbeiter übersetzen Arztbriefe von Krankenhäusern in verständliche Sprache – Pilotprojekt mit Klinik in Rheinland Pfalz.
Dresden. Das seit 2011 bestehende Dresdner Sozial-Unternehmen „Was hab’ ich?“ baut seinen Service weiter aus. „Wir werden in Zukunft Patientenbriefe für Kliniken in verständliche Sprache übersetzen“, sagt einer der Gründer der gemeinnützigen GmbH, Johannes Bittner.
In den Briefen könnten die Patienten unter anderem nachvollziehbar lesen, was die Ärzte diagnostiziert haben, welche Behandlungen durchgeführt wurden und wie sie gesundheitsförderlich leben sollten, so Bittner. „Wir erbringen diesen Service als Dienstleistung für die jeweilige Klinik. Sie beauftragt uns und bekommt am Ende den Brief, den sie versenden kann“, erklärt der Firmengründer, der selbst ausgebildeter Arzt ist.
Gegenwärtig befindet sich das Projekt in der Pilotphase und soll erst Stück für Stück auf ganz Deutschland ausgedehnt werden. „Wir erstellen gerade den ersten Patientenbrief für eine Klinik in Rheinland Pfalz. In Kürze wird die Arbeit abgeschlossen sein“, sagt Bittner.
Anders als auf der Internetseite www.washabich.de, auf der etwa 300 Mediziner ehrenamtlich 150 eingesendete Befunde pro Woche kostenlos in Alltagssprache übersetzen, arbeiten an dem neuen Projekt nur die sechs festangestellten Mitarbeiter mit. Außerdem müssen die Kliniken für den Service bezahlen.
„Obwohl ähnlich wie bei der Internetseite nicht der Gewinn, sondern die Wirkung des Produkts im Vordergrund steht, arbeiten wir kostendeckend. Das ist wichtig, um den Bestand unseres Sozialunternehmens zu sichern “, so Bittner.
Ein weiteres Standbein der gemeinnützigen GmbH sind Kommunikationskurse für angehende Ärzte. „Wir haben die Erfahrungen von ‚Was hab’ ich?’ in ein Kurskonzept gegossen. Ende 2014 gab es das erste Seminar in Dresden. In diesem Jahr ist ein weiteres in Marburg und zukünftig auch in Heidelberg geplant“, berichtet der Firmengründer.
Johannes Bittner hat das Portal www.washabich.de 2011 als Medizinstudent gemeinsam mit seiner Frau Anja, die ebenfalls Medizinerin ist, und dem Diplominformatiker Ansgar Jonietz gegründet, um die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten zu verbessern. Indem Patienten eine leicht verständliche Übersetzung ihres Befundes erhalten, sollen sie in der Lage sein, im Gespräch mit dem Arzt bessere Entscheidungen treffen zu können. Eine Beratung oder Therapieempfehlung gibt es aber ausdrücklich nicht. Einzige Grundlage ist der fertige Befund des Arztes.
Besonders häufig waren in den vergangenen Jahren Fragen aus den Bereichen Radiologie, Augenheilkunde und Innere Medizin. Neben den Patienten stößt das Angebot auch in der Ärzteschaft auf eine positive Resonanz. Mittlerweile unterstützen der Marburger Bund und die Bundesärztekammer die Firma ideell.
Finanziert wird das gemeinnützige Portal aus Spenden sowie durch Arbeiten für andere Portale wie zum Beispiel den Befunddolmetscher der Bertelsmann-Stiftung.
Text: Stephan Hönigschmid
Foto: Marcus Müller-Saran, www.muellersaran.de