Stühlchen schmück Dich!

Mit seiner Leipziger Firma arssedia verwandelt Hubert Snehotta klassische Holzstühle in kreative Fotokunstwerke.

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Hubert Snehotta, Geschäftsführer und Mitbegründer der arssedia GmbH Foto: arssedia

Founderella: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, bedruckte Stühle zu kreieren?

Hubert Snehotta: An Anfang stand die Frage, wie man zu einem geschmackvollen und zugleich einmaligen Möbelstück kommt – diese Frage haben wir uns während eines Urlaubs gestellt. Relativ schnell kamen wir darauf, dass man die Möbel mit Fotos bedrucken sollte, wie es bereits mit T-shirts und Tassen geschieht. Schranktüren und Tischplatten zu bedrucken ist einfach, da sie plan sind und deshalb wäre das nichts Besonderes. Da war die Idee geboren: Stühle aus ergonomisch geformtem Sperrholz, so wie die, die wir in der Küche stehen haben, müssten bedruckt werden.

Haben Sie vorher in irgendeiner Form Marktforschung betrieben?

Eigentlich nicht. Einerseits nutzt jeder Mensch regelmäßig Stühle und in fast jedem der etwa 40 Millionen Haushalte in Deutschland sind mindestens vier Stühle vorhanden, gleichzeitig legen immer mehr Menschen Wert auf irgendeine Art von besonderem Design. Deshalb gibt es mittlerweile unzählige Designs, davon auch  viele wirklich schöne, aber bei den meisten Designs steht die Form und das Material im Vordergrund. Ein Design, bei dem die Oberfläche im Mittelpunkt steht, ist eher selten. Für uns stand dann fest, dass für unseren Stuhl ein Bedarf sicherlich gegeben ist.

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Mit einer Raubkatze auf dem Stuhl wirkt dieser sicherlich nicht langweilig. Foto: arssedia

Welche Motive sind zu sehen?

Ganz zu Beginn haben wir uns auf Kundenmotive konzentriert, das heißt der Kunde wählt sein persönliches Lieblingsfoto und wir bringen es auf den Stuhl. Dies kann der private Endverbraucher sein, der sein Lieblingsfoto, Urlaubserinnerungen oder Momentaufnahmen seiner Enkel verwendet, aber auch gewerbliche Kunden mit dem Anspruch, ihr corporate design auch auf die Sitzmöbel auszuweiten. Die Möglichkeiten sind hier nahezu unbegrenzt.

Recht bald haben wir aber auch die Chance gesehen, mit unseren Stühlen der Kunst eine neue Perspektive zu geben. Wir verwandeln Bilder in Möbel und machen aus einem zweidimensionalen Kunstobjekt ein dreidimensionales Gebrauchserlebnis. Mittlerweile haben wir eine ganze Reihe von Künstlern – regional und international – von unserer Idee begeistern können und drucken deren Bilder auf Stühle.

Und schließlich gibt es auch unsere Fotokollektionen, mit denen wir bestimmte Themen wie zum Beispiel Streetart, die Jahreszeiten und die Deutsche Wiedervereinigung aufgreifen.

Hat die Auswahl einen bestimmten Grund?

Grundsätzlich müssen uns die Motive gefallen und sie müssen stuhltauglich sein, d.h. nicht jedes Motiv verträgt es, sich verformt auf einem Stuhl wiederzufinden.

Ein Motiv sollte auch ausbaufähig sein, das heißt es müssen noch weitere Motive erreichbar sein, um eine Themenreihe zu bilden.

Bei unserer Kunstreihe ist es darüber hinaus unser Anspruch, jungen Künstlern eine Plattform zu bieten, auf der ihre Motive einer Öffentlichkeit dargeboten werden.

Wo werden die Stühle bedruckt?

In einer mittelständischen Druckerei in unserer Region.

Welche Verfahren kommen dabei zum Einsatz?

Wir haben ein Druckverfahren gesucht, das flexibel ist und auch bei sehr kleinen Auflagen noch bezahlbar bleibt. Das Digitaldruckverfahren bietet sich hier an, wenngleich der Druckprozess für unser Vorhaben durchaus nicht trivial ist und wir recht lange ausprobieren mussten.

Wo werden die Stühle verkauft, nur online oder ist auch ein Laden geplant?

Die Stühle werden nur online vertrieben. Unser Webshop bietet übrigens mit dem Chairdesigner den Kunden die Möglichkeit, ihre Motive hochzuladen, auf einen Stuhl zu projizieren und dann in 3D anzusehen. Die Kfz-Unternehmen bieten so etwas zwar auch, allerdings können nur vorhandene Muster beziehungsweise Texturen verwendet werden. Bei uns, und das ist ein wirkliches Novum,  gibt es kundenindividuelle 3D-Ansichten.

Auf Messen wie den Designers‘ Open haben unsere Kunden aber Gelegenheit, unsere Stühle „in echt“ zu begutachten und zu testen. Außerdem arbeiten wir mit Kunstgalerien zusammen und haben somit wechselnde Showrooms – derzeit stellen wir unsere Stühle in einer privaten Galerie in Halle bei der DAT Vermögensmanufaktur sowie in der Galerie Taf Woman in Leipzig aus.

Ist es immer eine bestimmte Art Stuhl oder ganz verschiedene Modelle?

Derzeit haben wir zwei Gestell-Varianten im Angebot, die wiederum in unterschiedlichen Oberflächen verfügbar sind.

  • Das Standardgestell wird aus verchromtem Stahlrohr mit 18 Millimeter Durchmesser und 2 Millimeter Wandstärke gefertigt und ist wahlweise mit Armlehne und in den Oberflächenvarianten Chrom, pulverbeschichtet schwarz, Edelstahloptik oder Edelrost erhältlich.
  • Das Gestell Cigno wird aus durchgängigem, 11 Millimeter starkem verchromtem Stahlrohr gefertigt. Cigno bedeutet Schwan auf Italienisch, was der geschwungenen Form der Stuhlbeine Rechnung trägt.

Die Gestelle werden von einem Familienbetrieb in Italien produziert.

Wie lauten ihre Geschäftsziele für das erste Jahr?

Im ersten Geschäftsjahr steht die Markt- und Produkteinführung im Focus.

Da es bislang so gut wie keine direkt bedruckten Holzstühle oder auch kurz „Fotostühle“ gibt, suchen die Menschen auch nicht danach. Wir müssen also erst ein Interesse nach unseren Produkten wecken und unsere Marketingaktivitäten darauf ausrichten. Umsatz- und Rentabilitätsziele in dieser Anfangsphase sind deshalb eher bescheiden.

Wie groß ist das Team von arssedia gegenwärtig?

Das Team setzt sich zusammen aus Claudia und Hubert Snehotta, den Gründern von arssedia, und einer studentischen Hilfskraft. Hinzu kommen noch Grafiker, Fotografen und 3D-Designer, die uns als freie Mitarbeiter unterstützen.

Warum haben Sie sich dafür unterschieden, ein Unternehmen zu gründen? 

Die Vorstellung, sich selbständig zu machen, schwebte schon lange irgendwo im Hintergrund. Dann tauchte die Idee mit den Stühlen auf, und aus der vagen Vorstellung wurde plötzlich etwas Konkretes. Die Gründung einer GmbH war der konsequente nächste Schritt, da so eine Gesellschaft einen Rahmen schafft, mit dem man sich identifizieren kann und der auch von Dritten wahrgenommen wird.

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Ganz gleich ob markant oder eher unaufällig, bei arssedia findet jeder sein Wunschdesign. Foto: arssedia

Ist Ihnen die Entscheidung leicht gefallen?  

Leicht ist die Entscheidung nicht gefallen, aber wir waren so überzeugt von unserer Geschäftsidee, dass wir den Schritt in die Selbständigkeit gewagt haben. Meine Frau Claudia  hat hierfür auch Ihren Job als CFO bei Studiocanal in Berlin aufgegeben.

Welche Hürden mussten überwunden werden?

Die erste Hürde war die Entwicklung des Verfahrens an sich. Direktdruck und geformte Holzoberflächen vertragen sich eigentlich nicht. Es mussten Partner gefunden werden, die experimentierfreudig sind und bereit sind, auch in kleinen Auflagen zu arbeiten.

Als die technische Seite gelöst war, haben wir uns dem Vertrieb zugewandt und einen Webshop programmieren lassen. Da wir vor allem individuelle Kundenwünsche realisieren möchten, haben wir es für wichtig gehalten, dass der Kunde seine Fotos oder Motive hochladen und ausprobieren kann. Damit haben wir uns eine weitere Hürde geschaffen, denn bei der Programmierung des Chairdesigners hat unser Web-Entwickler echtes Neuland betreten.

Ansonsten gibt es eigentlich kaum einen Bereich, an dem sich keine kleineren Hindernisse auftun, aber echte Hürden sind bisher keine mehr aufgetreten.

Herr Snehotta, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Stephan Hönigschmid

www.arssedia.de

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