Dresdner App hilft Eltern von Frühchen

In einem Tagebuch können sie festhalten, wie sich ihr Kind entwickelt, wichtige Daten eintragen und sich mit den Ärzten austauschen.

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Almuth Sürmann leitete die Entwicklung der App. Foto: akili:innovation

In Zusammenarbeit mit dem Dresdner Uniklinikum und der Deutschen Stiftung Kranke Neugeborene (DSKN) hat das Startup akili:innovation die Neo-App#Tagebuch entwickelt, um Eltern von früh- oder krankgeborenen Kindern in dieser schwierigen Lebensphase zu unterstützen. Anlässlich der Markteinführung haben wir uns mit Almuth Sürmann unterhalten, die die App mit ihrem Team konzipiert hat.

Founderella: Ihr Neo-App-Tagebuch gibt Eltern zu früh oder krank geborener Kinder die Möglichkeit, schnell und unkompliziert die Fortschritte ihrer Babys zu dokumentieren. Wie sind sie auf die Idee gekommen, eine derartige App zu entwickeln?

Almuth Sürmann: Im Jahr 2013 haben wir eine Tagebuch-App für Diabetes-Typ-2-Patienten für den Microsoft Imagine Cup entwickelt, mit der wir dort sehr erfolgreich waren. Es ging im Wesentlichen darum, einfach Vitaldaten zu erfassen und auszuwerten, aber dabei den Fokus immer auf die positiven Momente zu legen.

Im Jahr darauf haben wir das Konzept der Diabetes-App auf eine App für stillende Mütter übertragen, in der diese unter anderem vermerken können, welche Nahrungsmittel bei ihrem Kind zu Bauchschmerzen führen und wann sie auf welcher Seite gestillt haben. Diese Still-App haben wir dem Uniklinikum vorgestellt und dabei bemerkt, dass sie vom Konzept her dem analogen Tagebuch der Neonatologie (Spezialbereich der Kinder- und Jugendmedizin, der sich mit den typischen Erkrankungen von Neugeborenen und mit der Behandlung von Frühgeborenen beschäftigt, Anm. d. Red.) schon ähnelte.

Da das Team der Neonatologie schon länger den Plan verfolgte, ihr Tagebuch zu digitalisieren, war uns allen recht schnell klar, dass wir hier zusammenarbeiten können.

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Screenshot: akili:innovation

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Screenshot: akili:innovation

Was ist der Vorteil gegenüber dem bisher am Uniklinikum genutzten Papier-und-Bleistift-Tagebuch?

Die neoApp erweitert den Tagebuchansatz um die Möglichkeit, einfach Bilder zu den Notizen hinzuzufügen und die eingetragenen Vitaldaten sofort zu visualisieren. Zudem gibt die neoApp direkt motivierendes Feedback bei Fortschritten und gibt den Eltern Anregungen, wie sie Ihr Kind noch mehr unterstützen können. Außerdem wird in einem zweiten Schritt eine Anbindung an das Krankenhaus möglich sein, sodass über die neoApp Kontakt zum Arzt auch zwischen den Terminen möglich ist.

Die Nutzung der neoApp ist zudem immer und überall möglich, ohne dass man daran denken muss, das analoge Tagebuch mitzunehmen – das Handy haben die meisten Menschen immer dabei.

Welche Funktionen stehen den Nutzern konkret zur Verfügung?

Die neoApp ermöglicht es, von besonderen Momenten direkt ein Bild und Notizen zu machen und abzuspeichern, um diese nicht zu vergessen und auch die meist anstrengende erste Zeit schon als gemeinsame Zeit mit dem Kind zu erleben. Dazu können sehr einfach die wichtigen Entwicklungsdaten, wie Gewicht, Größe, Ernährung und (Be-)Atmung festgehalten werden.

Die Daten werden direkt visualisiert und sind so viel greifbarer, als wenn sie nur in eine analoge Tabelle geschrieben werden. Auch gemeinsame Aktivitäten von Eltern und Kind (kuscheln, füttern, „känguruhen“, etc.) können festgehalten werden, um die Eltern zu bestärken, auch in der schwierigen Anfangszeit schon wichtige Unterstützer ihres Kindes zu sein.

Mit der kommenden Anbindung an das Krankenhaus wird es möglich sein, die Entwicklungsfortschritte direkt an den Arzt zu senden, sodass dieser immer im Bilde ist. Für die Eltern werden alle wichtigen Kontaktinformationen des Krankenhauses automatisch und aktuell in der neoApp verfügbar sein und sie können mit den Ärzten über eine Nachrichtenfunktion auch zwischen den Terminen Fragen klären.

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Screenshot: akili:innovation

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Screenshot: akili:innovation

Wie wird der Datenschutz gewährleistet?

Die Daten sind zunächst nur lokal und verschlüsselt auf dem Smartphone gespeichert. Wenn die Eltern eine Anbindung an ihr Krankenhaus wünschen, entscheiden sie selbst, welche Daten dorthin gesendet werden sollen. Diese Daten werden verschlüsselt an das Krankenhaus gesendet, nur dort gespeichert und sind zu keiner Zeit für Dritte lesbar.

Sie haben bei der Entwicklung der App mit dem Dresdner Uniklinikum und der Deutschen Stiftung Kranke Neugeborene (DSKN) zusammengearbeitet. Wie kann man sich das konkret vorstellen? Gab es regelmäßige Treffen?

Ja, wir haben uns von Anfang an stets abgesprochen und vor allem in der Konzeption der neoApp eng zusammengearbeitet. Ich war zunächst sehr oft im Uniklinikum und habe mit Dr. Reichert und Prof. Rüdiger gesprochen, um die komplexen Abläufe der Betreuung Frühgeborener zu verstehen. Zwischen den Terminen habe ich daran gearbeitet, die vielen Faktoren zu ordnen und in ein App-Schema zu gießen.

Dabei steht die Frage im Vordergrund, welche Funktionalitäten besonders wichtig sind und wie sie in einer App organisiert und realisiert werden können. Die Konzeption passiert zunächst mit Papier und Bleistift in sogenannten „Sketches“ („Baupläne“ der App). So hat man schnell eine Visualisierung der App als weitere Diskussionsgrundlage, ohne dass programmiert werden muss.

Diese Pläne werden dann in und zwischen weiteren Treffen immer weiter überarbeitet, verfeinert, angepasst und digitalisiert, bis die App komplett durchgeplant ist. Dann erst startet die Programmierung. Das hat den Vorteil, dass wirklich nur das programmiert wird, was hinterher auch gebraucht wird (eine Änderung des Sketches ist viel einfacher, als eine Umprogrammierung der App).

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Screenshot: akili:innovation

Wie lange hat es gedauert, bis die App fertig war? Wie viele Mitarbeiter haben mitgewirkt?

Unser erstes Treffen hatten wir im Herbst 2014. Die konkrete Arbeit an der neoApp haben wir dann am Ende des Jahres gestartet. Das ist also etwa ein Jahr her. Parallel zur neoApp haben wir allerdings auch schon die zugehörige Software für die Krankenhäuser und Praxen konzipiert und entwickelt. Diese wird demnächst als Prototyp in einigen Neonatologiestationen getestet werden. Die Konzeption von neoApp und Software war im Wesentlichen meine Aufgabe, an der Programmierung der neoApp haben zwei Entwickler gearbeitet und ein dritter an der Software.

Wo ist die App erhältlich und was kostet sie?

Die neoApp ist für Android im Playstore erhältlich. Die Version für iOS ist schon fertig, hängt aber noch im Freischaltprozess von Apple, sobald es da Neuigkeiten gibt, sage ich natürlich sofort Bescheid! In der aktuellen Beta-Version ist die neoApp kostenfrei, wir prüfen im Moment zusammen mit der Deutschen Stiftung Kranke Neugeborene verschiedene Sponsoring-Modelle, damit die neoApp auch weiterhin für die Eltern kostenlos nutzbar ist.

Gibt es bereits Feedback von Nutzern?

Bis jetzt haben wir viel positives und konstruktives Feedback von Eltern und medizinischem Personal erhalten. Unsere Liste der geplanten Erweiterungen, wie Datenexport, Infocenter mit allgemeinen Informationen zur Neonatologie, Zwillingsmodus, wächst und wächst…

Frau Sürmann, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Stephan Hönigschmid

www.neo-app.de

Titelbild: von Carin Araujo, http://www.prtc.net/~carin (Stock.xchng #197853) [Copyrighted free use], via Wikimedia Cohtmmons

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