„Startups haben in Sachsen noch nicht die nötige Sichtbarkeit“

Der Verband Silicon Saxony wünscht sich, dass der Freistaat die Chancen der Digitalisierung besser ergreift und hat deshalb auf der Cebit ein Positionspapier ans Wirtschaftsministerium übergeben. Wir haben mit Ronald Scholz vom Arbeitskreis Startup darüber gesprochen.

Ronald Scholz

Ronald Scholz. Foto: Sherpa.Dresden

Founderella: Herr Scholz, auf der Cebit haben Sie im Namen des Arbeitskreises Startup des Silicon Saxony e.V. ein Positionspapier an Staatssekretär Stefan Brangs (SPD) vom Sächsischen Wirtschaftsministerium übergeben. Was hat es damit auf sich?

Ronald Scholz: Uns ging es zunächst mal darum zu zeigen, wie stark und facettenreich unsere Startup-Szene ist. Trotz vieler Jahre Startup in Sachsen, einiger toller Erfolgsgeschichten und vieler engagierter Akteure haben wir noch nicht die Sichtbarkeit, die wir uns wünschen. Deshalb waren wir sehr froh, Herrn Brangs mit über 100 Leuten begrüßen und ihm unser Positionspapier (http://bit.ly/Positionspapier2016)übergeben zu können.

Wir sehen drei wesentliche Themenfelder, die aus Sicht des AK Startup weiterentwickelt werden müssen:

  1. Die Rahmenbedingungen, die gestaltet werden können, um für Startups optimal zu sein: Darin sehen wir grundsätzliche Aspekte wie die gesellschaftliche Anerkennung von Entrepreneurship und Gründungen ebenso wie sehr konkrete Fragen der Vernetzung etablierter Akteure in Sachsen.
  1. Die finanzielle Förderung von Startups: Der Freistaat Sachsen hat für die laufende Förderperiode klare Schwerpunkte definiert und beachtliche finanzielle Ressourcen bereitgestellt. Wir wollen darüber sprechen, wie diese Mittel – gerade vor dem Hintergrund der digitalen Transformation in den etablierten Wirtschaftszweigen – noch besser auch für Startups erreichbar werden. Vor allem in der gezielten Förderung von gemeinsamen Vorhaben von kleinen und mittleren Unternehmen und Startups sehen wir einen Hebel, der gleich doppelt wirksam sein kann.
  1. Der Austausch zwischen Startup-Community und Politik: Technologien, Herausforderungen und disruptive Geschäftsideen entwickeln sich in einer Dynamik, die eine Qualität und Dichte des Austauschs zwischen den Akteuren erfordert. Wir möchten einen Dialog gestalten, der eine gemeinsame Gestaltung und Entwicklung des Potenzials von Startups ermöglicht. Das hat viel mit Transparenz, Flexibilität und kluger Anpassung zu tun – also Prinzipien, die gut mit Lean Startup vergleichbar sind.

Warum ist der Silicon Saxony e.V. gerade jetzt diesen Schritt gegangen? Gab es einen bestimmten Anlass?

Wir haben ganz bewusst die diesjährige Cebit zum Anlass genommen, unser Positionspapier an Herrn Staatssekretär Brangs zu überreichen. Das Leitmotiv der Messe lautete ja „Die Digitale Transformation ist da“ und definierte genau den Hintergrund, vor dem Startups sich heute entwickeln. Sicherlich hat nicht jedes Startup ein digitales Geschäftsmodell, aber die überwiegende Anzahl schon – unsere Statistiken gehen von 80 Prozent IT-Startups aus. Und genau wie die Cebit sind auch wir sicher, dass in der kommenden Dekade mit der Digitalisierung etablierter Unternehmen eine große Aufgabenstellung, gerade auch für Startups, vor uns liegt.

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Am Stand von futureSax übergab Ronald Scholz in Anwesenheit von zahlreichen Vertretern der sächsischen Startup-Szene das Positionspapier an Staatssekretär Stefan Brangs. Foto: Sherpa.Dresden/Denise Häse

Hat der Freistaat bisher das Potenzial von Startups für den Wirtschaftsstandort Sachsen noch nicht richtig erkannt?

Diese Frage sollten wir zurückstellen. Es wäre nicht richtig, die Erkenntnisse des Freistaats nur rückblickend zu bewerten. Stellen Sie uns diese Frage nochmal, wenn unsere Gespräche begonnen haben und wir uns zu konkreten Themen gefunden haben. Wir hoffen sehr, dass die allgemeinen Aussagen zur Bedeutung von Startups auch der kommenden, konkreten Untersetzung standhalten.

Welche Forderung des Papiers hat für Sie die höchste Priorität?

Für uns liegt die Priorität auf dem nachhaltigen Austausch: Wenn es uns gelingt, auf der Grundlage klarer Ziele und Erfolgskriterien zu einer gemeinsamen Roadmap für die Entwicklung des Themas Startups in Sachsen zu finden, dann kommen wir an den Rahmenbedingungen und der Förderung nicht vorbei. Umgekehrt wird es sicher keine Antworten geben, wenn wir nicht in diesen Dialog eintreten und dranbleiben.

Ein solcher strategischer Austausch hat trotz und gerade wegen laufender operativer Projekte, wie zum Beispiel dem exzellenten futureSAX-Projekt, eine große Bedeutung. Derzeit läuft eine Umfrage unter aktuellen und ehemaligen Startups, nach konkretem Input zu unseren Positionen. Wer das Positionspapier mit uns weiterentwickeln will, der kann sich konkret einbringen: http://bit.ly/startup_paper_survey.

Es ist uns sehr wichtig, dass wir unsere Überlegungen auf eine breite Mitwirkung unserer Startups abstützen können.

Fanden Sie es enttäuschend, dass Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) nicht persönlich auf der Cebit vorbeikam, sondern nur seinen Staatssekretär geschickt hat?

Nein, auf keinen Fall. Ein solche Wertung halte ich ohnehin für anachronistisch, „namedropping“ hilft niemandem weiter… Herr Staatssekretär Brangs ist der Verantwortliche im Freistaat Sachsen für die digitale Agenda. Er ist der beste Ansprechpartner für unsere Themen, den wir uns wünschen können. Umso wichtiger war es, dass er uns direkt zu einem Gespräch eingeladen hat – das war sicher nicht nur eine Höflichkeitsfloskel.

Herr Scholz, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Stephan Hönigschmid

Ronald Scholz:

Ist seit 20 Jahren in der Softwarebranche tätig und war unter anderem Vorstandsmitglied der GK Software GK. Als Gründer von Sherpa.Dresden hilft er gegenwärtig jungen IT-Startups, ein tragfähiges Geschäftsmodell aufzubauen und Wachstumspotenziale zu entdecken. Darüber hinaus engagiert er sich im Branchenverband Silicon Saxony und leitet dort den Arbeitskreis Startups.

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