Vom Hörsaal zum eigenen Startup – diese zwei Dresdner helfen Euch

Der Inkubator „Innospire“ möchte Studenten dazu animieren, eine eigene Firma zu gründen. Nach einem Jahr gibt es bereits erste Erfolge.

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Sebastian Schulz (li.) und Nicolas Mesa sind die Gründer von „Innospire“. Foto: Stephan Hönigschmid

Dresden. „Screw it, just do it.“ So heißt der Leitspruch des englischen Milliardärs und Virgin-Gründers Richard Branson. Übersetzen könnte man ihn im übertragenen Sinn mit dem schönen Kästner-Zitat „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Die Quintessenz lautet mit Blick auf die Gründerszene: Nur wer eine Geschäftsidee auch tatsächlich ausprobiert, weiß, ob sie funktioniert. Allerdings hält sich kaum jemand daran. Viele denken zwar enthusiastisch über die Gründung ihres eigenen Startups nach, lassen es am Ende aber bleiben.

Auch in Dresden ist die Angst vor dem ersten Schritt sehr verbreitet. Vor allem Studenten neigen dazu, lange zu grübeln und dabei ihre Ideen zu zerdenken. Aber vielleicht ändert sich ja gerade etwas an der Situation. Grund für die Hoffnung ist ein Projekt des Dresdner Unternehmers Sebastian Schulz (25). Er hat beschlossen, etwas gegen die akademische Gründungsmüdigkeit zu tun.

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George-Bähr-Straße 18: Hier ist der Inkubator zu Hause. Foto: Stephan Hönigschmid

Vor einem Jahr rief er gemeinsam mit seinem Kompagnon Nicolas Mesa (25) auf dem Campus der TU Dresden den studentischen Inkubator „Innospire“ ins Leben, um bisher verborgene Potenziale des Gründerstandorts Dresden zu erschließen. „Oft entscheiden sich Studenten gegen die Gründung einer Firma, weil sie Angst vor dem Haftungsrisiko haben. Unter dem Dach unserer Firma brauchen sie sich darüber keine Gedanken mehr machen. Wir entwickeln gemeinsam das Geschäftsmodell und gründen das Startup erst, wenn es Umsätze erzielt“, sagt Schulz.

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In entspannter Atmosphäre können die Gründer an ihren Ideen arbeiten und sich mit anderen austauschen. Foto: Stephan Hönigschmid

Obwohl es hilfreich ist, müssen die Gründer in spe keinesfalls mit konkreten Vorstellungen zu „Innospire“ kommen. Zudem gibt es keine Festlegung auf eine bestimmte Branche. „Wir sind da offen und hören uns alles an. Gemeinsam sehen wir, ob die Idee Sinn ergibt oder weiterentwickelt werden muss“, so Schulz.

Wer die Aufnahme in den Inkubator schafft, erhält Zugang zu einer Art „Rundum-sorglos-Paket“. „Wir nehmen den Gründern alles ab, was nicht unmittelbar mit dem Produkt zu tun hat und kümmern uns beispielsweise um steuerliche Fragen, die Bereitstellung von Servern oder die Anschlussfinanzierung“, sagt Schulz.

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Auch eine Tischtennisplatte gehört zum Inventar. Hier liefern sich gerade die beiden „Innospire“-Gründer ein Match. Foto: Stephan Hönigschmid

Kosten entstehen für diesen Service keine. Dafür beteiligt sich „Innospire“ im Bereich von mindestens zehn bis maximal 49,9 Prozent an den Firmen. Die genaue Zahl verrät der Geschäftsführer auf Anfrage nicht. „Es soll stets bei einer Minderheitenbeteiligung bleiben“, so Schulz, der für weitergehenden Finanzbedarf laut eigener Aussage über gute Kontakte zu zahlreichen Investoren verfügt.

Gegenwärtig betreut der studentische Inkubator acht Projekte. Eines davon ist das Startup „Weltprobierer“ von Bettina Kieselbach (22), die ihre Firma parallel zum Volkswirtschaftsstudium an der TU gegründet hat. Über einen Online-Shop und demnächst auch in Läden verkauft sie kleine Boxen mit kulinarischen Spezialitäten aus aller Welt. So findet sich beispielsweise in der China-Box Sesamöl, Reispapier und Matcha-Tee.

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Bettina Kieselbach betreibt neben dem Studium ihre Firma „Weltprobierer“. In den Räumen des Inkubators hat sie zusätzlich zu ihrem Arbeitsplatz auch ein kleines Lager für ihre Food-Boxen. Foto: Stephan Hönigschmid

„Seit Dezember habe ich bereits 300 Boxen verkauft. Abonnenten erhalten alle zwei Monate eine neue Box mit einem anderen Länderthema“, so Kieselbach. Obwohl sie ein enormes Arbeitspensum bewältigen muss und selten 18 Uhr Feierabend hat, bereut sie ihre Entscheidung nicht. „Zum einen macht es Spaß und zum anderen lerne ich hier mehr als bei jedem Praktikum. Ganz gleich, ob Einkauf, Verkauf oder Marketing, alles muss ich selbst im Blick haben“, sagt sie.

Ein weiteres Startup, das seine Zelte bei „Innospire“ aufgeschlagen hat, ist das Unternehmen „Smartes Haus“. „Die Gründer arbeiten an einer Online-Plattform für Smart Home Devices, mit denen man beispielsweise Steckdosen über Funk steuern kann. Auch Dinge wie der intelligente Kühlschrank, der Bescheid sagt, wenn Nachschub nötig ist, gehören dazu“, sagt Schulz. Aktuell gebe es in Deutschland keine übergreifende Plattform für diese Anwendungen, so der 25-Jährige.

Trotz der umfangreichen Hilfestellung von „Innospire“ stellt sich dennoch die Frage, ob die meisten Studenten in konjunkturell günstigen Zeiten nicht lieber in den sicheren Hafen einer Festanstellung streben, als sich in den stürmischen Gewässern der Gründerszene aufzureiben.

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Wer zwischendurch ein wenig seine Muskeln trainieren will, hat in einer Sportecke Gelegenheit dazu. Foto: Stephan Hönigschmid

„Sicherlich wollen viele Ingenieure gern zu BMW oder Siemens und BWLer zu einer Unternehmensberatung. Wenn sie aber erst einmal dort sind, merken sie die Einschränkungen. Denn Selbstverwirklichung ist dort meist kein Thema. Ihnen wird nicht nur vorgeschrieben, was sie machen sollen, sondern auch wie sie es machen sollen“, sagt Schulz, der nach seinen Studien des Wirtschaftsingenieurswesens und der Elektrotechnik unter anderem bei Porsche gearbeitet hat, bevor er in der Schweiz sein erstes Startup gründete.

Stephan Hönigschmid

innospire.net

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