Leipziger Autofans entwickeln den Stick zum Spritsparen

Ekoio-Geschäftsführer Immanuel Rebarczyk spricht mit Founderella über den von seiner Firma konzipierten Fahrassistenten, Datenschutz, die Leipziger Gründerszene und sein Leben als Unternehmer.

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ekoio-Geschäftsführer Immanuel Rebarczyk. Foto: ekoio

Founderella: Herr Rebarczyk, ekoio klinkt geheimnisvoll, was hat es mit dem Namen auf sich?

Immanuel Rebarczyk: ekoio ist ein Fantasiewort, das von zwei japanischen Begriffen abgeleitet ist. Übersetzt bedeutet es: nachhaltiges Autofahren.

Kommen wir zur eigentlichen Geschäftsidee. Wie sieht diese aus?

ekoio macht Fahrzeugdaten für Geschäftskunden in verschiedenen Bereichen nutzbar. Wir verwenden dazu aktuell die OBD-2-Technologie. Diese gesetzlich genormte Schnittstelle kennt jeder, wenn er zum Beispiel in der Autowerkstatt einen Fehler auslesen lässt.

Wir haben dafür eine Hardware entwickelt, die mit ganz vielen Sensoren arbeitet, und auch autark ist von einem mobilen Endgerät. Sie nimmt die Daten auf und sendet sie über eine sichere Verbindung in die Cloud. Dort stehen diese dann beispielsweise Flottenmanagern von Autovermietungen oder Logistikern zur Verfügung.

Mit Informationen wie Livetracking, Fahrverhalten und Notfallmeldungen wird der Fuhrpark zu 100 Prozent transparent und kann per Webapplikation, auf dem Smartphone oder per Tablet abgerufen werden.

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Der Stick für die OBD-Schnittstelle im Auto und die auf einem Laptop dargestellte Webversion der Anwendung. Foto: ekoio

Gab es ein bestimmtes Ereignis, das Sie dazu bewogen hat den Fahrassistenten zu entwickeln?

Die Mitglieder unseres Gründerteams sind alle sehr autoaffin. Deshalb haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, was man mit Fahrzeugdaten alles machen könnte. Dabei sind wir zu dem Schluss gelangt, dass sie noch viel zu wenig genutzt werden, jedoch eine Vielzahl an Nutzungsszenarien möglich sind.

Wie lange hat es gedauert, bis aus der Idee ein Produkt geworden ist?

Zwei Jahre haben wir gebraucht, bis alles fertig war. Offizieller Startschuss war im Februar 2014, als das Exist-Gründerstipendium zur Verfügung stand. Seit Januar 2016 ist das Produkt nun marktreif.

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Teamfoto (v.l.n.r.) mit Martin Feige (Captain Code), Thomas Kuwatsch (Captain Cash) und Immanuel Rebarczyk (Captain Captain). Foto: ekoio

Obwohl sie keiner SpinLab-Klasse mehr angehören, haben Sie ihren Firmensitz noch im Leipziger Spinnerei-Gebäude. Wie kam es dazu?

Wir haben jetzt ein Büro hier. Vorher gehörten wir der ersten Klasse an. Unsere Räume befinden sich im SpinOffice. Das ist der Coworking-Space des SpinLab, der vor allem für die Alumni, aber auch für andere Startups zugänglich ist.

Der Vorteil besteht darin, dass man nur eine Tür weiter nach wie vor den Dunstkreis des SpinLabs nutzen kann. Wir haben Gelegenheit, Veranstaltungen zu besuchen, die Küche mitzunutzen und uns mit anderen Startups auszutauschen.

Welche finanziellen Mittel waren für die Entwicklung Ihres Produktes notwendig? Haben Sie Investoren?

Zunächst sind private Mittel reingeflossen, dann haben wir ein Exist-Gründerstipendium und ein Stipendium von der Sächsischen Aufbaubank bekommen. Darüber hinaus ist seit Oktober 2014 die ProsiebenSat. 1-Gruppe mit bei uns an Bord. Alles in allem sind damit rund 300.000 Euro in die Entwicklung geflossen.

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Dank der von ekoio entwickelten Technologie sind Fahrzeuge spritsparender unterwegs. Foto: ekoio

Mussten Sie dabei viele Hürden bewältigen?

Ja klar. Die technische Entwicklung aus der Kombination einer Hardware, Software und einer Cloudlösung ist nicht einfach. Das ist von dauerhaft technischen Hürden begleitet. Wir mussten mehrfach die Strategie anpassen, bis wir ein Produkt hatten, das zuverlässig ist und allen Regeln und Standards, vor allem in Hinblick auf den Datenschutz, genügt.

Wie gewährleisten Sie den Datenschatz sowie die Kontrolle über die eigenen Daten?

Wir von ekoio übermitteln die Daten über sichere, hoch verschlüsselte Verbindungen, die den aktuellen gesetzlichen Standards entsprechen. Und wir folgen den Wünschen unserer Kunden. Wenn zum Beispiel eine Autovermietung unser System für ihre Wagen kauft, dann wird vereinbart, dass die Daten nach einer gewissen Frist gelöscht werden.

Die Vermietung vereinbart wiederum mit ihren Kunden, dass die Fahrzeuge eine Tracking-Lösung verbaut haben. Somit ist für jede Partei alles nachvollziehbar. Wir stellen die Infrastruktur zur Verfügung und unsere Kunden, zu denen auch Logistiker und Behörden zählen, können ihre eigenen Daten bedenkenlos nutzen.

Wäre das bei Privatkunden ebenfalls so?

Wenn wir eine Privatkundenlösung auf den Markt bringen, was wir definitiv machen werden, ist es so, dass die Daten beim Privatkunden liegen und er entscheiden kann, was damit passiert.

Wenn er sagt, er findet es toll, dass die Daten an die Versicherung übermittelt werden, weil er ein guter Fahrer ist und auf diese Weise einen besseren Tarif erhält, dann kann er das natürlich machen. Wichtig ist, dass immer der Kunde selbst bestimmen kann, was mit seinen eigenen Daten passiert. Und diesem Anspruch werden wir gerecht.

Haben Sie in dem Bereich der elektronischen Fahrassistenten viele Konkurrenten? Was können Sie besser als Ihre Mitbewerber?

Wir bewegen uns in einem Markt mit sehr vielen Wettbewerbern. Der Markt für Connected Cars ist riesengroß und wird in den kommenden Jahren auf mehrere hundert Milliarden Euro taxiert.

Unsere Firma zeichnet sich dadurch aus, dass sie flexibel kundenspezifische Lösungen anbieten kann, während es größeren Anbietern oft schwerer fällt, auf individuelle Kundenwünsche zu reagieren.

Außerdem ist unser System darauf ausgelegt, Unfälle zu erkennen und diese weiter zu kommunizieren. Dies ist zum Beispiel für Autovermietungen und Versicherungen sehr spannend.

Wo ist Ihr Hauptmarkt? Deutschland, Europa oder USA?

Im Moment ist unser Fokus auf Deutschland, Österreich und die Schweiz gerichtet.

Vor Kurzem ist auf Seedmatch Ihre Crowdfunding-Kampagne mit einem Betrag von 155.550 Euro beendet worden. Wie soll das Geld zum Einsatz kommen?

Wir werden es für den Aufbau des Vertriebsnetzes verwenden, außerdem muss die Kapazität im Entwicklungsbereich wachsen. Somit ist das Geld hundertprozentig für Vertrieb und Entwicklung gedacht.

Wie groß ist das Gründerteam momentan? Welchen fachlichen Hintergrund haben die Mitglieder?

Das Team besteht aktuell aus acht Leuten, die aus den Bereichen BWL, Controlling, Wirtschaftsingenieurwesen, Informatik, Marketing und Vertrieb kommen. Wir decken also intern alles ab.

Sie haben der ersten Klasse des Leipziger SpinLab angehört und sind jetzt schon lange Zeit in der Startup-Szene unterwegs. Wie schätzen sie generell die Bedingungen am Gründerstandort Leipzig ein?

Der Standort Leipzig ist ein super Standort zum Gründen. Es gibt viele Angebote und Veranstaltungen für junge Gründer. Außerdem tummeln sich hier auch schon einige Investoren und Business Angel.

Welche Schlüsse ziehen Sie persönlich aus Ihrer bisherigen Laufbahn als Gründer?

Ich habe direkt nach dem Studium mein erstes Startup gegründet. Es handelte sich dabei um ein redaktionelles System für den Automobilbereich. Obwohl es sich am Ende nicht so entwickelt hat, wie ich mir das vorgestellt habe, war es eine sehr intensive und wichtige Erfahrung.

Grundsätzlich bin ich seit mittlerweile acht Jahren Gründer durch und durch. Ich mag die Herausforderung, das Risiko und kann damit leben, Ungewissheit zu haben. Glücklich werden kann man aber nur, wenn man es schafft, dass die Arbeit auch Freizeit ist.

Neben meinen Gründungen war ich auch schon in verschiedenen Positionen fest angestellt und kann daher heute sagen, dass das für mich nichts ist. Ich bin halt ein Gründer und finde es schön, meine Ideen vom leeren Blatt bis zum fertigen Produkt umzusetzen und für meine eigenen Visionen arbeiten zu können.

Was würden Sie jungen Gründern raten?

Ich habe letztens bei der Fuck-up-Night gesprochen und dort mehrere Learnings definiert. Das erste Learning ist für mich Leidenschaft. Man muss leiden und schaffen. Das heißt Rückschläge hinnehmen können, sich mit Kunden auseinandersetzen, Zeiten ohne Geld überbrücken und vor allem sein Privatleben so im Griff haben, dass einem niemand im Nacken sitzen, der sagt, ich möchte jeden Tag 18 Uhr Abendessen. Arbeitszeiten von mehr als 60 Stunden sind halt normal.

Ein weiteres Learning ist das Team. Es ist notwendig, sich Leute zu suchen, die andere Sachen können als man selbst. Darüber hinaus ist es nützlich, einen erfahrenen Mentor zu finden, der einem ein ehrliches Feedback gibt. Als letzten Punkt würde ich empfehlen, dass junge Gründer jede Gelegenheit nutzen, ein Netzwerk auf- und auszubauen.

Herr Rebarczyk, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Stephan Hönigschmid

www.ekoio.com

großes Aufmacherbild: ekoio

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