Dresden wird sozial – Promovend holt TEDx-Talks an die Elbe

Am 11. September steigt die bekannte Konferenz unter dem Motto „The Social Turn“ im Societaetstheater.

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Christoph Sträter hat die TED-Talks nach Dresden geholt. Foto: Stephan Hönigschmid

Dresden. Ein Athenaufenthalt bringt den Stein ins Rollen. Christoph Sträter besucht im Mai 2015 in der griechischen Hauptstadt ein Theaterprojekt, das ihn nachhaltig beeindruckt. „Die Schauspieler haben Wohnungen von armen Leuten für eine Performance umgestaltet, die jeder anschauen konnte. Auf diese Weise haben auch Menschen die prekären Verhältnisse ihrer Mitbürger kennengelernt, die vorher kaum etwas darüber wussten“, erinnert sich Sträter.

Als er zurückkommt, möchte der 30-jährige Physik-Promovend auch in Dresden soziale Themen mehr in den Vordergrund rücken. Und hat auch schon eine Idee, wie das konkret gehen soll. „Ich habe bereits seit langem beobachtet, wie in vielen Städten selbstorganisierte TEDx-Konferenzen abgehalten worden sind. Nur in Dresden gab es so was noch nicht. Daher ist in mir der Wunsch entstanden, vor Ort eine Konferenz mit einem sozialen Thema zu organisieren“, so Sträter.

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Gruppenbild der TED-Hochschulgruppe vor der Kreuzkirche. Foto: TEDxDresden

Doch was ist TED überhaupt? Laut Wikipedia reicht die Geschichte von TED bis ins Jahr 1984 zurück. Damals wurde die Veranstaltung im kalifornischen Monterey von dem Architekten Richard Saul Wurman ins Leben gerufen. Da das erste Event jedoch ein finanzieller Flop war, dauerte es sechs Jahre bis zur nächsten Konferenz.

Vergleichbar ist die Bedeutung der TED-Konferenzen in den USA mit dem, was das Weltwirtschaftsforum in Davos für Europa ist –  eines der renommiertesten Foren für den Austausch über Sektoren und interdisziplinäre Grenzen hinweg.

Richtig bekannt geworden ist TED allerdings hierzulande erst, als 2006 Videomitschnitte von Konferenzen online gestellt wurden. Das Motto dieser Vorträge lautet: „Ideas worth spreading“ (dt.: „Ideen, die es Wert sind, verbreitet zu werden“).

Seit 2009 gibt es auch die unabhängig organisierten TEDx-Talks, die es Organisatoren wie Schulen, Universitäten oder Vereinen ermöglichen, eigene Konferenzen zu veranstalten. Unter anderem gibt es bereits TEDxDonauinsel in Wien, TEDxBerlin oder TEDxStuttgart. „Ich musste mich per Online-Formular beim TED-Hauptquartier in New York City bewerben. Die Lizenz ist kostenlos, aber man muss beweisen, dass man seriöse Absichten hat“, so Sträter. Unter anderem habe er deshalb seine Publikationsliste als Max-Planck-Wissenschafter eingereicht. „Außerdem musste ich schreiben, was ich mit der Konferenz bewegen will und welche Redner mir vorschweben.“

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TU-Rektor Hans Müller-Steinhagen (2.v.l.) ist der Schirmherr der Veranstaltung. Foto: TEDxDresden

Anscheinend hat Sträter dies überzeugend getan, denn er erhielt den Zuschlag für die Veranstaltung unter dem Motto „The Social Turn“. Ausgangspunkt ist die Zerrissenheit der Dresdner Stadtgesellschaft in Zeiten von Pegida, aber auch aufgrund von Konflikten zwischen Arm und Reich sowie Alt und Jung. Dennoch möchte die Konferenz bewusst nicht spalten und auf keinen Fall kontroverse politische Debatten führen.

Stattdessen steht ein positiver Ansatz im Vordergrund, der unter anderem die Fragen stellt: „Wie können wir unser Leben sozialer gestalten?“, „Wie können wir im Alltag die Rücksicht gegenüber unseren Mitmenschen erhöhen?“ und „Wie können wir bestehende Grenzen überwinden und als Gesellschaft noch weiter zusammenwachsen?“

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Cathrine Gyldensted. Foto: TEDxDresden

Wohin die Reise dabei konkret geht, wird exemplarisch an  einigen der eingeladenen Redner deutlich. So spricht beispielsweise Cathrine Gyldensted darüber, wie Journalismus ihrer Meinung nach konstruktiver werden kann. Sie plädiert unter anderem dafür, dass beispielsweise Menschen in Afrika nicht nur in der Opferrolle gezeigt werden, sondern auch der Fokus darauf gerichtet wird, was sie bereits alles erreicht haben, was sich verbessert hat und was in ihrem Leben grundsätzlich gut läuft.

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Felix Oldenburg. Foto: TEDxDresden

Felix Oldenburg vom Bundesverband deutscher Stiftungen führt das Publikum in einem weiteren Referat in das Thema des sozialen Unternehmertums ein. Er zeigt auf, wie die zwei Worte „sozial“ und „Unternehmer“, die zunächst für viele als Gegensatz erscheinen, durchaus erfolgreich kombiniert werden können: Geld verdienen, indem man anderen Menschen hilft und Gutes tut. Seit Motto lautet: Nach der Energiewende brauchen wir jetzt die Sozialwende.

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Gesine Marquardt. Foto: TEDxDresden

Ähnlich spannend sind die Ideen von Prof. Gesine Marquardt, die an der TU Dresden den Lehrstuhl für Sozial- und Gesundheitsgebäude innehat. Die Professorin möchte das Publikum dafür sensibilisieren, Architektur für kranke Menschen neu zu denken. Unter anderem wird sie spezielle Gebäude für demenzkranke Menschen vorstellen.

Da es sich um eine TED-Konferenz handelt, gibt es konkrete Vorgaben für die Lizenznehmer. Vorträge über Waffen, Gewalt und Sexualität sind zum Beispiel tabu. Zudem darf jeder Redner nur 18 Minuten reden. Anschließend soll eine Diskussionsrunde folgen, die von TED zwar nicht vorgeschrieben ist, aber erwünscht ist . Der Eintritt für die bereits ausverkaufte Veranstaltung, an der 100 Menschen (mehr wären laut TED ebenfalls nicht erlaubt) teilnehmen, kostet für die gesamte von 13 bis 22 Uhr dauernde Konferenz 25 Euro.

Darin enthalten sind neben der Miete unter anderem die Kosten für das Catering und die professionelle Videoaufzeichnung. „Obwohl der Eintrittspreis manchen vielleicht zunächst hoch erscheint, deckt er nicht die Kosten. Ohne zusätzliche Sponsoren hätten wir das Event nicht stemmen können“, sagt Sträter, der die Veranstaltung im Rahmen der Dresdner TED-Hochschulgruppe zusammen mit 14 Mitstreitern organisiert.

Die TU Dresden spielt auch in einem weiteren Zusammenhang eine tragende Rolle. Denn Rektor Hans Müller-Steinhagen hat die Schirmherrschaft für TEDxDresden übernommen.

Derart gerüstet, kann die Konferenz kommen. Und sie soll vor allem eines tun: wirken. Mit Blick auf die Besucher hat Sträter nämlich das Anliegen, dass sie sich nicht nur berieseln lassen, sondern aktiv einmischen. Denn wenn am 11. September alles vorbei ist, will er mit TEDxDresden einen Langzeiteffekt erzielen. „Wir möchten, dass die Menschen nicht nur auf den Staat zeigen, sondern ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Jedem sollte bewusst werden, dass er etwas in der Gesellschaft bewegen kann, wenn er es nur will.“

Stephan Hönigschmid

tedxdresden.com

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