Dresdner Startup sorgt für bessere Orgasmen

Im Founderella-Interview erklärt Laviu-Gründerin Julia Ryssel, wie Frauen von ihrem lautlosen Sexspielzeug profitieren und wie sich die Investorensuche mit einem Erotikthema gestaltete.

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Julia Ryssel. Foto: Laviu

Founderella: Frau Ryssel, Sie haben mit Materialien aus der Raumfahrt ein Sexspielzeug entwickelt, das lautlos ist. Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden, dass es trotz der bestehenden Produkte dafür einen Bedarf gibt?

Julia Ryssel: Als ich meinen Co-Gründer Martin Cirillo-Schmidt 2014 kennenlernte, stellte er mir eine Technologie vor, die eine Bewegung ganz ohne Geräusch ermöglicht. Martin ist Industriedesigner und Experte für innovative Produktentwicklung. Auf der Suche nach einem Anwendungsgebiet für die Technologie dachten wir bald an Lovetoys.

Wir hatten beide Erfahrung damit und wussten, dass ein großer Nachteil von vibrierenden und pulsierenden Toys eben ihre Lautstärke ist. Es gibt zwar sehr viele Produkte, aber das Problem mit den Geräuschen hat noch kein Hersteller gelöst. Je mehr wir die Idee dann weiterentwickelten, umso mehr Zuspruch bekamen wir auch von Freunden und Bekannten und wussten, da gibt es ganz klar einen Bedarf.

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So sieht das Sexspielzeug aus. Foto: Laviu

Auf welche Weise unterscheidet sich das Erlebnis mit dem High-Tech-Material im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen? Haben Frauen dadurch qualitativ und quantitativ bessere Orgasmen?

An unseren Toys ist vor allem das Innenleben „Hightech“. Unsere Technologie ermöglicht eine naturnahe Bewegung völlig ohne störende Geräusche, wobei sich die Frauen ganz auf sich und ihren Körper konzentrieren können. Die Bewegung unserer Lovetoys ist eher langsam pulsierend, wodurch durchaus intensive Orgasmen oder auch ein intensives Vorspiel entstehen können. Hochgenuss durch Hochtechnologie sozusagen.

Gibt es bereits Feedback von Nutzerinnen?

Ja, wir haben unsere Toys in einem kleinen Kreis aus Bekannten und Freunden testen lassen und hier sehr erfreuliche Ergebnisse bekommen, die uns zur Weiterentwicklung motivieren. Feedback aus einer größeren Gruppe von Nutzerinnen möchten wir Anfang des kommenden Jahres einsammeln.

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Julia Ryssel und Martin Cirillo-Schmidt sind die Gründer von Laviu. Foto: Laviu

Wie sieht die Zielgruppe für Ihr Produkt aus? Handelt es sich eher um Single-Frauen, die gerade keinen Mann zur Verfügung haben oder um Paare, die ihrem Liebesleben einen Kick geben wollen? Welche Altersgruppen dominieren?

Wir möchten uns nicht allzu stark festlegen, was unsere Zielgruppe und das Einsatzgebiet der Toys angeht. Gerade erleben wir viel Zuspruch sowohl von Frauen als auch Männern, und das in jeder Form von Beziehung oder ohne. Verheiratet, Single, mit Familie oder ohne – Sexualität ist schließlich ein normaler Bestandteil in jedem Leben und das sehen wir momentan auch an der Vielfalt unserer Unterstützer.

Wir finden es super, dass sich nicht nur bestimmte Personengruppen mit Laviu identifizieren, sondern viele verschiedene Menschen an unsere Vision und unsere Produkte glauben.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Entwicklung des Love Toys? Wie lange hat es insgesamt gedauert?

Tatsächlich war es die größte Herausforderung für uns, Hersteller zu finden, die unseren Qualitätsansprüchen genügen. Wir produzieren schließlich Produkte, die in engem Kontakt mit dem menschlichen Körper sind und daher absolut verträglich sein müssen. Das Silikon in unseren Toys enthält zum Beispiel keine Weichmacher und ist medizinisch geprüft.

Nun sind wir aber sehr zufrieden mit den Partnern, die wir an Bord haben. Die gesamte Produktentwicklung bis hin zum fertigen Prototypen dauerte ungefähr zwei Jahre.

Obwohl Sie über einen Angel-Investor verfügen, haben Sie außerdem vor Kurzem auf der Plattform „Indiegogo“ eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Warum ist das notwendig?

Unsere Crowdfunding-Kampagne dient in erster Linie dazu, das nötige Bestellvolumen für die erste Serienproduktion zu generieren. Außerdem möchten wir in direkten Austausch mit unseren Unterstützern treten. Wir möchten zum Beispiel, dass die nächste Farbe der Toys direkt von den Menschen mitbestimmt wird, die die Toys am Ende wirklich in den Händen halten werden.

Wir bekommen auch täglich Anrufe und Mails von Interessierten, die uns ihre Meinung zu den Produkten sagen und sich nach weiteren Entwicklungen erkundigen. Das ist unheimlich schön und wertvoll für uns.

Ist es schwerer oder leichter Geldgeber zu finden, wenn es sich um ein „Sexthema“ handelt?

Ich denke, es ist generell einfach wichtig, den individuell passenden Investor für eine Gründungsidee zu gewinnen. Meine Erfahrung ist, dass es weniger um das Thema als solches geht als vielmehr um einen soliden Businessplan, um die Kompetenzen im Team und die Überzeugungskraft der Gründer. Bei uns hat das hervorragend geklappt – trotz oder wegen des „Sexthemas“.

Wie möchten Sie das Produkt verkaufen, über Sex-Shops oder selbst übers Internet? Was soll es kosten?

Der erste Schritt ist nach Auslieferung der vorbestellten Toys über die Crowdfunding-Kampagne im Frühjahr für uns der eigene Online-Shop. Ab Sommer 2017 wird es möglich sein, die Laviu-Toys online über uns zu bestellen, natürlich ganz diskret. Der Preis für unser erstes Produkt, den Laviu one, liegt dann bei 169 Euro und für unser zweites Toy, den Laviu rabbit, bei 199 Euro.

Das Besondere an unserer Crowdfunding-Kampagne ist aber, dass alle Unterstützer die Toys zu einem Early Bird- beziehungsweise zu einem vergünstigten Crowdfunding-Preis vorbestellen können, und das noch bis 15. Dezember.

Zum Abschluss noch einige Fragen zur Firma. Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie momentan? Welche Pläne haben Sie für die kommenden Monate und Jahre?

Im Moment sind wir zu dritt bei Laviu: Martin und ich als kreativer beziehungsweise technischer Kopf des Unternehmens sowie Anne Friebel, die unser Marketing leitet. Wir werden außerdem unterstützt von externen Partnern und Beratern aus Dresden, Leipzig und Berlin. Perspektivisch werden wir das Team aber deutlich ausbauen und uns in den nächsten Jahren zu einem Big Player im Bereich Lovetoys & Wellness entwickeln.

„Laviu“ klingt im ersten Moment ein wenig wie „Lovoo“. Befürchten sie hier trotz unterschiedlicher Ausrichtung eine Verwechslungsgefahr oder kann es sogar eine positive Wechselwirkung nach dem Motto: „Erst Dating, dann Sexspielzeug“ geben?

Ich denke, Laviu ist einzigartig und das gilt für unseren Namen, die Produkte und das ganze Team. Wir schätzen die Dresdner Kollegen von Lovoo, glauben aber nicht, dass die Kunden uns allzu schnell in einen Topf werfen. Aber mal sehen, wo die Reise in den nächsten Jahren noch hingeht. Wir freuen uns jedenfalls auf eine ganze Menge spannender Toys und viel Austausch mit unseren Kunden.

Frau Ryssel, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Stephan Hönigschmid

Kurzbiografie der Gründer

Gründerin und Diplom-Ingenieurin Julia Ryssel hat in Freiberg Keramik, Glas- und Baustofftechnik studiert und als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet. 2015 hat die heute 29-Jährige gemeinsam mit Martin Cirillo-Schmidt das Unternehmen Laviu gegründet. Martin Cirillo-Schmidt, ebenfalls 29 Jahre alt, hat an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle Industriedesign studiert und ist Co-Gründer und Chef-Designer von Laviu.

www.laviu.de

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