Dresdner Startup schützt Industrie vor Cyberangriffen – mit Hillary Saveden…
Eigentlich wollte die Firma Supratix die Bildung in Schulen revolutionieren. Mittlerweile arbeitet sie aber vor allem für große Konzerne.
Dresden. Hillary Saveden ist einfach zu fleißig. Weil sie auch noch zu Hause weiterarbeiten will, nimmt sie wichtige Dokumente per USB-Stick einfach mit nach Hause. Das ist zwar eigentlich nicht erlaubt, aber „Es wird schon nichts passieren“, denkt sie. Allerdings hat sie sich da gründlich geirrt. Durch ihr unvorsichtiges Handeln wird ihre Firma schon wenige Tage später Opfer eines groß angelegten Hackerangriffs, der beinahe sämtliche Rechner außer Kraft setzt und damit erheblichen finanziellen Schaden anrichtet…
Glücklicherweise hat die Geschichte in dieser Form nicht stattgefunden. Und auch Hillary Saveden gibt es nicht wirklich. Stattdessen ist sie Teil einer Simulation, die das Dresdner Startup Supratix der deutschen Industrie anbietet. Und die Resonanz ist enorm. Obwohl die Firma keine Namen nennen will, stehen die Verantwortlichen mit namhaften Konzernen in Kontakt. „Mit unserem Internet Security Kurs können die Unternehmen ihre Mitarbeiter gezielt schulen und auf spielerische Art per Storytelling zeigen, wie das Internet funktioniert und was bei Cyberattacken alles passieren kann“, sagt Supratix-Geschäftsführer Tobias Göcke.
Supratix bietet Firmen eine komplette Infrastruktur für Schulungen an
Neben selbst produzierten Inhalten bietet das Startup den Firmen seit kurzem auch eine komplette Infrastruktur für deren eigene Schulungen an. „Zur Cebit haben wir unsere Lerncloud für Unternehmen gestartet. Darüber können die Unternehmen selbst Kurse und Schulungen erstellen und diese über unseren Webstore unkompliziert zur Verfügung stellen“, so Göcke. Um den Sicherheitsinteressen der Unternehmen entgegenzukommen, kann die Lerncloud zudem als Self-Hosting-Lösung unkompliziert in die bestehende IT-Infrastruktur integriert werden.
Ursprünglich war das Dresdner Startup, das kürzlich seinen ersten Geburtstag feierte, mal angetreten, um mit seiner Lernplattform die Bildung in den Schulen zu verbessern. Doch die Gespräche mit der öffentlichen Verwaltung erwiesen sich als zäh. „Unsere Lernplattform für den naturwissenschaftlichen Bereich existiert nach wie vor, aber das läuft jetzt nebenbei mit“, sagt Göcke. Auch in diesem Sektor klappt es mit privaten Interessenten besser. „Wir arbeiten unter anderem mit einer privaten sächsischen Schule zusammen, deren Lehrer gegenwärtig Lerninhalte erstellen, die sie später über unseren Webstore verkaufen. Mit dem Geld möchte die Schule anschließend iPads kaufen“, sagt der Geschäftsführer.
Schule aus Sachsen-Anhalt hatte Geld für Tablets, wollte jedoch nichts für Bildung ausgeben
Ein etwas zweifelhaftes Verständnis von Bildung hatte indes eine Schule aus Sachsen-Anhalt: „Als wir dort hinkamen, haben die sofort gesagt, dass sie für Lerninhalte kein Geld ausgeben können. Gleichzeitig erwähnten sie jedoch, dass sie gerade neue Tablets gekauft hatten. Aber was nützt moderne Technik, wenn man nicht in Inhalte investieren möchte“, ärgert sich Göcke.
Auch aus diesem Grund ist die Industrie mittlerweile der erste Ansprechpartner für Supratix. Diese interessiert sich neben der Lernplattform vor allem für eine weitere Innovation des Dresdner Startups: den Industriesimulator. „Unser Simulator von Industrieanwendungen ist sehr beliebt.“ Unter anderem lasse sich damit der Strömungsverlauf bei Flügen oder der Abrieb von Reifen darstellen, um in der Folge die Reifenmischung entsprechend zu verändern, so Göcke.
Damit ist das Angebot von Supratix aber noch nicht erschöpft. Denn auch für das Aufspüren von neuen Mitarbeitern haben die Dresdner eine Lösung. „Mit unseren Experimentierboxen können Firmen ihre Bewerber testen und sie zum Beispiel Joghurt, Wurst oder vieles andere herstellen und bewerten lassen. In Kombination mit einem gezielten Fragenkatalog oder der Aufgabe, ein Konzept zu erstellen, haben sie so die Möglichkeit, über die Plattform die besten Bewerber zu finden“, sagt Göcke.
Stephan Hönigschmid