Klee statt Fleischmehl – Dresdner Startup revolutioniert den Gartendünger

Nach ausgiebigen Tests bringt die Firma „grünerdüngen“ ihr Produkt jetzt auf den Markt. Hobbygärtner und Gemüsebauern sind die Zielgruppe.  

Das Team von grünerdüngen: Torsten Mick, Beate Wunderlich und Simon Scheffler (v.l.n.r.) Foto: HTW Dresden/Therese Hempel

Das Team von „grünerdüngen“: Torsten Mick, Beate Wunderlich und Simon Scheffler (v.l.n.r.) Foto: HTW Dresden/Therese Hempel

Dresden. Ob im Garten oder in der Landwirtschaft: Umweltbewusstsein wird heutzutage groß geschrieben. Da ist es kein Wunder, dass auch der Dünger diesen Vorstellungen entsprechen muss. Statt künstlich hergestellten Chemikalien wollen viele lieber Bio-Dünger verwenden. Allerdings gibt es da ein Problem: Nicht überall, wo „Bio“ und „Öko“ draufsteht, ist es auch drin.

„Im Nonfood-Bereich sind die Begriffe ‚Bio‘ und ‚Öko‘ nicht annähernd geschützt, wie man es aus dem Lebensmittelbereich kennt. Das heißt, dass fast jeder Düngemittelproduzent sein Produkt ‚Bio-Dünger‘ nennen kann, unabhängig davon, ob Fleischknochen-, Federn- oder Haarmehl aus China, Indien oder Südamerika verarbeitet wurden“, sagt Simon Scheffler vom Dresdner Startup „grünerdüngen“. „Bio“ stehe somit nicht für das, was der Kunde erwartet, sondern könne laut EU-Öko-Verordnung so gut wie alles sein, was aus der Natur kommt, so Scheffler.

Weil dem Dresdner diese Situation nicht gefiel, hat er sich bereits vor einigen Jahren auf den Weg gemacht, um eine Lösung für dieses Problem zu finden. Ziel war es, einen rein pflanzlichen Dünger zu entwickeln, der den Namen „Bio“ auch wirklich verdient.

„In einem Team der Professur für Ökologischen Landbau der HTW Dresden habe ich von 2013 bis 2016 an einer Idee von Prof. Schmidtke geforscht, um ein Biodüngemittel aus Pflanzenmaterial zu entwickeln“, sagt Scheffler. Grundlage der Forschung ist die Erkenntnis, dass Stickstoff als treibende Kraft eines jeden Düngers nicht nur in organischem Material vorkommt, sondern auch in der Luft. Allerdings können die meisten Pflanzen mit den etwa 78 Prozent Stickstoff in der Luft nichts anfangen. Dies ist nur möglich, wenn er in Form von Ammoniak, Ammonium und Nitrat auftritt.

Ein blühender Rotklee. Aus diesen Pflanzen wird der Dünger gewonnen. Foto: grünerdüngen

Ein blühender Rotklee. Aus diesen Pflanzen wird der Dünger gewonnen. Foto: grünerdüngen

An dieser Stelle kommt eine bereits seit Langem bekannte Symbiose von Knöllchenbakterien und Schmetterlingsblütengewächsen wie Bohnen, Erbsen, Klee und Luzernen ins Spiel. „Durch die Knöllchenbakterien kann der Stickstoff gebunden werden. Sie docken sich an die Wurzeln an und wandeln mit Hilfe des Zuckers der Pflanze Luftstickstoff in eine pflanzenverfügbare Form  um“, sagt Scheffler. Das Verfahren sei seit über 150 Jahren bekannt und werde von Bio-Bauern auf den Feldern bei der Fruchtfolge berücksichtigt.

Ansatzpunkt für „grünerdüngen“ war die Frage: Wie kann man diese Gewächse nutzen, um daraus ein Düngemittel zu machen? „Im Zuge der Forschung kamen wir zu dem Ergebnis, dass Klee am besten für unser Vorhaben geeignet ist, weil er sehr wüchsig ist und man ihn etwa drei bis vier Mal schneiden kann. Nach der Ernte haben wir ihn getrocknet und in Pellets gepresst“, sagt Scheffler.

So sehen die fertigen Pellets aus, die als Dünger im Garten verteilt werden können. Foto: grünerdüngen

So sehen die fertigen Pellets aus, die als Dünger im Garten verteilt werden können. Foto: grünerdüngen

Auf Flächen in Biogemüsebau-Betrieben in Dresden, Leipzig und Chemnitz testeten sie den Dünger 2016 ausgiebig und stellten sicher, dass er so gute Erträge liefert wie beispielsweise das bisher zum Einsatz kommende Hornmehl.

Obwohl der Prozess im ersten Moment nicht so kompliziert klingt, steckt eine Menge Know-How dahinter. So gilt es zum einen, die am besten geeignete Kleesorte zu finden. Außerdem spielen der Zeitpunkt der Ernte, das Schnittverfahren und die Aufbereitung eine große Rolle.

Ausgestattet mit einem EXIST-Gründerstipendium ist das aus Simon Scheffler, Beate Wunderlich und Torsten Mick bestehende Team in der Gründungsschmiede der Hochschule für Technik und Wirtschaft seit März damit beschäftigt, das Produkt namens „KleePura“, das aus der Forschung resultierte, weiterzuentwickeln und zu vermarkten. Zielgruppe sind ökologisch und nachhaltig handelnde Hobbygärtner und ökologisch wirtschaftende Gemüsebauern. Die Kosten betragen etwa 10 Euro für 1,5 Kilo Dünger.

Stephan Hönigschmid

https://www.kleepura.de

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Stephan Hönigschmid – Gründer von Founderella

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