Chemnitz, New York, Dresden: Erfolgs-Startup kommt an die Elbe
Die Firma Staffbase öffnet in Sachsens Landeshauptstadt ihren dritten Standort. Die Universität soll dabei als Talentlieferant dienen.
Dresden. Das Chemnitzer Startup Staffbase befindet sich weiter auf Wachstumskurs. Nachdem die Firma im Juli 2016 nach New York expandiert ist, eröffnet sie jetzt ihren dritten Standort. Und das nicht etwa in Berlin oder München, sondern ganz bewusst – in Dresden. Wie jetzt bekannt wurde, ist die Firma seit dem 1. September in Elbflorenz ansässig.
„Dresden ist ideal, weil es nah an unserem Hauptsitz in Chemnitz liegt und daher einen guten Austausch mit der Zentrale ermöglicht. Gleichzeitig hat es aber etwa doppelt so viele Einwohner und die dreifache Zahl an Studenten“, sagt einer der Gründer des Unternehmens, Frank Wolf (42).
Vor allem letzterer Punkt ist für das Startup entscheidend. Die Mitarbeiterbasis sei im IT-Bereich in Dresden größer. Neben Informatikstudenten und -Absolventen sei man auch auf der Suche nach Mitarbeitern für Marketing und Vertrieb.
Staffbase will in Dresden kräftig Mitarbeiter einstellen
„Heute in einem Jahr möchten wir am Standort Dresden 20 Mitarbeiter beschäftigen.“ Dresden solle dabei als eine Art Talent-Hub fungieren, von dem aus auch Leute nach Chemnitz oder New York geschickt werden können, erklärt Wolf.
An allen drei Standorten sind gegenwärtig 45 Mitarbeiter tätig. Diese Zahl soll bis September 2018 auf 100 wachsen. „Aufgrund unseres starken Wachstums brauchen wir Mitarbeiter für die Entwicklung der App sowie für den Kundenservice. Auch deshalb haben wir uns gefragt, wo wir am schnellsten geeignete Leute finden und uns schließlich für Dresden entschieden“, so Wolf, der neben der Universität auch noch zusätzliche Standortfaktoren ins Feld führt.
„Wir arbeiten eng mit den Dresdner Unternehmen T-Systems Multimedia Solutions, Communardo Software und Business Software Solutions (BSS) zusammen. Die räumliche Nähe zu diesem Netzwerk ist für uns ebenfalls wichtig“, so Wolf, der früher selbst bei T-Systems in Pieschen gearbeitet und dort den Bereich „Intranet“ aufgebaut hat. Momentan ist Staffbase noch Untermieter bei BSS in der Antonstraße, sucht aber bereits eigene Räume.
Ein weiterer deutscher Standort soll übrigens erstmal nicht hinzukommen. „Wir denken eher über Büros in Asien und Australien nach, um alle Zeitzonen abzudecken.“ Er finde es schön, dass man heutzutage in der ganzen Welt Software anbieten und trotzdem seinen Firmensitz in Sachsen haben kann, sagt Wolf, der erst Ende Juli aus New York zurückkam, wo er die dortige Niederlassung aufgebaut hat.
App hilft beim Kampf um die Krankenschwestern
Durch seine Zeit im Ausland hat er beim Thema Innovation einen deutlichen Unterschied zwischen Deutschland und den USA mitgekommen. „In den USA ist alles pragmatisch. Da redet keiner über Digitalisierung oder eine Digitalisierungsstrategie. Stattdessen gibt es ein Problem und dafür braucht man eine (digitale) Lösung.“
Bestes Beispiel sei der als „nursing crisis“ bekannt gewordene Kampf um die Krankenschwestern. Die Krankenhäuser nutzten in Zeiten des Arbeitskräftemangels daher die Mitarbeiter-App der Chemnitzer, um die Menschen an das Unternehmen zu binden, so Wolf. Unter anderem ist Staffbase in den USA für das Kinderkrankenhaus in Boston tätig. Ein bekannter Kunde ist zudem die Geld- und Werttransportfirma Brink’s.
Über die App lassen sich beispielsweise Speise- und Dienstpläne sowie interne Mitteilungen abrufen. Allerdings ist damit die Entwicklung noch nicht ausgereizt. „Für Viessmann haben wir auch Standard-SAP-Applikationen wie Zeitnachweise integriert. Außerdem sind Urlaubsanträge geplant. Reinert Logistics aus Cottbus wiederum hat Lernvideos eingebaut. Da gibt es wirklich viele Möglichkeiten“, sagt Wolf.
Lokalnachrichten sind Trumpf
Ähnlich wie im Nachrichtengeschäft lautet auch bei der App das Zauberwort: Lokales ist Trumpf. „Jede Niederlassung fügt Nachrichten hinzu, die früher an der Wandzeitung hingen. Viessmann hat auf diese Weise 40 Nachrichtenkanäle, während es früher beim Intranet nur ein oder zwei waren“, so Wolf, der auf diese Weise eine Vervielfachung der Artikel beobachtet, die von den Mitarbeitern nicht nur registriert, sondern aufgrund der thematischen Nähe zu ihrem Arbeitsalltag auch noch gern gelesen werden.
Sinnvoll findet er zudem, die App Menschen zur Verfügung zu stellen, die gerade einen Vertrag bei einem Unternehmen unterschrieben haben, aber erst in zwei Monaten anfangen, oder für solche, die bereits ausgeschieden sind. „Es geht um eine Beziehungspflege, indem sich die Nutzer als Teil des großen Ganzen fühlen und zum Beispiel mitbekommen, welche neuen Kunden gewonnen worden sind“, so Wolf.
Laut eigener Aussage erzielt Staffbase momentan einen jährlichen Umsatz im siebenstelligen Bereich. Im Vergleich zu Vorjahr hat er sich vervierfacht.
Stephan Hönigschmid