Auf der Suche nach den wahren Freunden im Leben
Das Leipziger Startup Meetle möchte mit seiner App spontanen Treffen auf die Sprünge helfen. Trotz einer Ortungsfunktion wird das Thema Datenschutz groß geschrieben.
Leipzig. Obwohl sich der Alltag mehr und mehr im Internet abspielt und jeder Deutsche im Schnitt etwa dreieinhalb Stunden täglich in sozialen Netzwerken verbringt, finden die schönsten Begegnungen immer noch im richtigen Leben statt. Leider lebt man dort manchmal aneinander vorbei. Teilweise sitzt man nur wenige hundert Meter entfernt von Freunden und Bekannten in einem Café und könnte sich eigentlich treffen – wenn man nur wüsste, dass der-und diejenige sich gerade in der Nähe befindet.
Das Leipziger Startup Meetle hat dieses Problem erkannt und möchte den Menschen mit seiner App zu mehr persönlichen Treffen verhelfen. „Spontane Treffen sind die schönsten. Wir haben uns daher zunächst im Freundeskreis gefragt, warum diese trotz diverser Messenger-Dienste nur selten zustande kommen“, erklären die Gründer der Firma Karl-Ludwig Wachler (31) und Axel Augstein (32).
Als Hauptgrund haben der Mathelehrer und der IT-Ingenieur dabei unter anderem den fehlenden Fokus von anderen Apps identifiziert. „Anwendungen wie Facebook haben nur gewisse Überschneidungen mit dem normalen Leben. Es gibt jede Menge Nachrichten von ganz verschieden Leuten aus diversen Orten, die für die Nutzer gar nicht alle relevant sind“, sagt Wachler.
Vor diesem Hintergrund haben sie seit Ende 2013 eine App entwickelt, die nur die eigenen Kontakte berücksichtigt, die jemand im Telefonbuch seines Smartphones eingespeichert hat. In Gestalt eines Avatars werden sie angezeigt und können bis auf einen halben Kilometer geortet werden, wenn sie ebenfalls Meetle installiert haben und dies zulassen.
Der exakte Standort wird jedoch nicht verraten. Außerdem haben die Nutzer die Option, sich jederzeit unsichtbar zu machen oder auszuwählen, dass sie bestimmten Kontakten nicht angezeigt werden möchten. „Es gibt auf dem Markt auch Apps, die Ortungen bis auf den Meter genau ermöglichen. Das war uns jedoch unheimlich. Daher ziehen wir bei 500 Meter die Grenze“, erklärt Augstein.
Da es sich um Freunde handelt und Meetle keine Dating-App ist, stellt sich auch die Thematik von Fake-Profilen nicht. „Um ganz sicher zu gehen, gibt es bei der Anmeldung auch noch eine telefonische Authentifizierung per SMS“, sagt Augstein.
Nachdem die Gründer mehrere Jahre an ihrer App getüftelt haben, ist im Juni dieses Jahres die erste Vollversion herausgekommen. Leitgedanke war dabei stets, kein Datenkrake zu sein, sondern nur die nötigsten Infos zu erfassen. Darüber hinaus stand die Benutzerfreundlichkeit mit unkomplizierte Menüs im Vordergrund.
Manchmal waren es nur Kleinigkeiten, die nach Rückmeldung der Nutzer geändert wurden. „Wir hatten zunächst eine Radaransicht, auf der die Freunde angezeigt wurden. Aufgrund des Feedbacks der Nutzer haben wir dies geändert, so dass es jetzt einen Horizontgibt, den jeder individuell gestalten kann und auf dem die Freunde zu sehen sind.“ Besonders beliebt sei auch eine internationale Ansicht, um beispielsweise Freunde in London und Paris zu lokalisieren, so Wachler.
Finanziert haben die Leipziger Gründer die Entwicklung größtenteils selbst. Zudem sind erste Business Angels in das aktuell 13 Leute zählende Startup eingestiegen. Hauptziel ist momentan die Nutzergewinnung. „Wir konzentrieren uns gegenwärtig auf Sachsen und Sachsen-Anhalt, auch wenn die App natürlich überall genutzt werden kann“, sagt Wachler.
Da die App gratis für Android und iOS verfügbar ist, soll das Geldverdienen auf anderen Wegen erfolgen. Unter anderem soll es möglich sein, für die Avatare, die die Nutzer darstellen, neue Klamotten und Outfits zu kaufen. Ein weiteres Modell möchte Karl-Ludwig Wachler noch nicht verraten. Er deutet jedoch an, dass die Vermarktung mit Orten wie Restaurants und Cafés zu tun haben könnte, wo sich die Nutzer nach der digitalen Verabredung schließlich treffen .
Stephan Hönigschmid