Ökogenossen aus Dresden kämpfen für gesundes Essen

Mit Permakulturen wollen sie der Öko-Landwirtschaft zum Durchbruch verhelfen. In Kürze startet in der Nähe von Meißen die Pilzproduktion.

Auf einer Streuobstwiese in Dresden-Plauen wurde Permagold am 17. August vorigen Jahres gegründet. Insgesamt waren 32 Mitglieder anwesend. Foto: Thomas Schlorke für Permagold/PR

Auf einer Streuobstwiese in Dresden-Plauen wurde Permagold am 17. August vorigen Jahres gegründet. Insgesamt waren 32 Mitglieder anwesend. Foto: Thomas Schlorke für Permagold/PR

Dresden/Meißen. In drei Wochen geht es los. 40 Kilometer von Dresden entfernt soll in Leckwitz im Landkreis Meißen die Zukunft der Landwirtschaft eingeläutet werden. So zumindest stellen es sich die derzeit 133 Mitglieder der Genossenschaft Permagold vor.

„Auf unserem Gelände haben wir vor einem halben Jahr angefangen, Eichenholz mit Pilzmyzel zu versetzen. Ziel ist es, hochwertige Bio-Shiitake-Pilze zu gewinnen. Die Pilzart gilt in China seit 5000 Jahren als Heilpilz und erfreut sich auch bei uns großer Beliebtheit“, sagt der Vorstandsvorsitzende Jens-Uwe Sauer (45).

Karl Kretschmer (l.) und Jens-Uwe Sauer vom Vorstand von Permagold. Foto: Stephan Hönigschmid

Karl Kretschmer (l.) und Jens-Uwe Sauer vom  Permagold-Vorstand beim Interview im Dresdner Impact Hub. Foto: Stephan Hönigschmid

Geht der Plan auf, werden bald drei Mitarbeiter bis zu 40 Tonnen Pilze im Jahr produzieren. Per Direktvermarktung oder über ausgewählte Händler sollen sie den Weg zu den Kunden finden.

Pilze sind nur der Anfang

Allerdings sind die Pilze nur der Anfang, denn die Pläne der im Sommer vorigen Jahres auf einer Streuobstwiese in Dresden-Plauen gegründeten Genossenschaft sind ehrgeizig.

„In Leckwitz haben wir insgesamt vier Hektar gekauft und möchten dort Biolandwirtschaft betreiben“, sagt Sauer. Auf diese Weise sollen in den kommenden Monaten Obstbäume, Beerensträucher und Kräuter folgen, die auf dem Areal gepflanzt werden.

Auf diesem Areal in Leckwitz startet in Kürze die Biopilz-Produktion. Foto: Permagold/PR

Auf diesem Areal in Leckwitz startet in Kürze die Biopilz-Produktion. Foto: Permagold/PR

An den Baumstämmen wachsen die Pilze heran. Foto: Permagold/PR

An Baumstämmen wachsen die Pilze heran. 80 Prozent sind Bio-Shiitake-Pilze und 20 Prozent andere Sorten. Foto: Permagold/PR

Leitbild ist dabei die Anbaumethode der Permakultur, die im Kontrast zur aktuell vorherrschenden Landwirtschaft steht. „Die heutige industrielle Landwirtschaft, die auf Pestizide und Monokulturen setzt, macht die Umwelt kaputt. Das Trinkwasser ist bedroht und Insekten sterben. Davon wollen wir weg“, sagt Sauer und fügt an: „Die Permakultur ist das Gegenteil von Monokultur und funktioniert durch natürliche Kreisläufe.“

Pflanzen helfen sich bei Permakultur gegenseitig

Deutlich wird das unter anderem am Beispiel von Basilikum und Tomate. Die Tomate spendet Schatten, während das Basilikum Schatten benötigt. Gleichzeitig hält der Duftstoff des Basilikums Schädlinge von der Tomate fern. „In Europa werden Permakulturen erst seit etwa 1977 aktiv angebaut, weltweit aber schon seit 90 Jahren“, sagt Sauer.

Sein Vorstandskollege Karl Kretschmer (28) ergänzt: „Das Prinzip dieser Anbaumethode kann man aber auch ganz ursprünglich in der Natur entdecken. Im Urwald lässt sich das gut beobachten, wo sich verschiedene Pflanzen gegenseitig stärken. Solche Kreisläufe, die jahrzehntelang funktionieren, wollen wir aufbauen“, sagt der studierte Leichtbau- und Kunststofftechniker.

Bio-Landwirtschaft hat Potenzial

Obwohl die Mitglieder von Permagold vor Begeisterung strahlen, wenn sie von ihren Projekten erzählen, sind sie nicht naiv. Idealismus und Marktwirtschaft gehen stattdessen Hand in Hand.

„Statistiken zeigen, dass die Nachfrage nach Biolebensmitteln in Deutschland etwa 40 Prozent höher ist als das Angebot“, sagt Kretschmer und fügt an: „Der Gesamtmarktanteil lag 2016 zwar nur bei vier Prozent, aber das Potenzial ist groß. In meinem Freundeskreis setzt beispielsweise schon jeder Zweite auf Bio-Lebensmittel.“

Genossenschaft möchte Land in Osteuropa kaufen

Um wachsen zu können, soll mit dem Genossenschaftskapital Stück für Stück weiteres Land erworben werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit aber nicht in Deutschland, sondern im Ausland.

„In Deutschland ist das Preisniveau zu hoch, weil viele landwirtschaftliche Flächen zum Spielball von Investoren geworden sind. Richtung Süd- und Osteuropa sehen wir aber sowohl gute Kaufpreise, als auch gute Bodenqualitäten und gutes Klima. In Moldau haben wir bereits ein Objekt ins Auge gefasst“, sagt Jens-Uwe Sauer, der mit Seedmatch einst die erste Crowdinvesting-Plattform in Deutschland gegründet hat.

Seedmatch-Gründer will die Gesellschaft verändern

An seiner neuen Aufgabe hat der Gründer noch mehr Freude als an seiner alten. „Bei Seedmatch war ich ein Dienstleister, der zwischen Startups und Investoren vermittelt hat. Dabei habe ich nicht nur Dankbarkeit geerntet.“ Er habe sich daher gewünscht, ein Projekt zu starten, das Sinn stiftet und nachhaltig etwas bewegt.

„Ich habe erkannt, dass man etwas ändern muss. Und weil es die Großkonzerne nicht von selbst tun, machen wir es eben als Graswurzelbewegung“, sagt Sauer der seine Ernährung komplett auf Bio-Lebensmittel umgestellt hat.

Welche Vorteile das hat, erklärt Karl Kretschmer: „Das Essen ist nährstoffreicher und hat einen besseren Geschmack. Am Ende muss man viel weniger essen und fühlt sich trotzdem gut.“

Wasserquelle im Erzgebirge ist ein weiteres Projekt

Neben den festen Nahrungsmitteln will die Genossenschaft auch in Wasser investieren. „In Rehefeld im Erzgebirge werden wir aus einer Quelle in einem Jagdschloss Bio-Wasser fördern. Früher wurde der gesamte Ort aus dieser Quelle versorgt.“ Es sei geplant rund 1,5 Millionen Liter Biowasser pro Jahr zu produzieren, so Kretschmer.

Genossen sollen Wachstum finanzieren

Voraussetzung für die Projekte ist, dass die Zahl der Genossenschaftsmitglieder weiter wächst und dadurch Geld hereinkommt. Per Crowdinvesting sollen die Vorhaben finanziert werden. Bisher ist das recht gut gelungen. Von 32 Gründungsmitgliedern am 17. August 2017 wuchs die Initiative auf die heutige Zahl von 133 Mitgliedern.

„Wir haben uns für das Modell der Genossenschaft entschieden, weil jedes Mitglied so unabhängig von der Zahl der Anteile das gleiche Stimmrecht hat. Das ist auch zukunftssicher, weil es sowohl bei 100 als auch bei 10.000 Mitgliedern funktioniert“, sagt Sauer.

Damit die Genossenschaft auf einem stabilen Fundament steht, gibt es neben Vorstand und Aufsichtsrat auch noch einen Beirat mit Experten wie Michael Görnitz vom gleichnamigen Coswiger Obstbaubetrieb. In dieser Funktion hat der Agrarökonom unter anderem die Bio-Shiitake Produktion entwickelt.

Stephan Hönigschmid

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Foto Slideshow: Thomas Schlorke für Permagold/PR, Fotos im Artikel: Thomas Schlorke für Permagold/PR, Permagold/PR, Stephan Hönigschmid

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