Startup aus Dresden baut ein Flugtaxi für Deutschland
Während Digitalministerin Dorothee Bär für ihren Vorschlag der fliegenden Taxis verspottet wurde, machen junge Gründer aus Sachsen jetzt ernst. 2021 soll der Jungfernflug steigen.
Dresden. Als die Digitalministerin der Bundesregierung, Dorothee Bär (CSU), im März über ihre Vision von Flugtaxis für Deutschland sprach, ernte sie jede Menge Hohn und Spott. Vielleicht zu Unrecht. Denn in Dresden könnte diese Vision bald wahr werden. Das Startup „FLÜGELaeronautics“ arbeitet daran und möchte bis 2021 den ersten Prototypen in die Luft schicken.
„Auf den Straßen gibt es immer mehr Staus. Daher ist es sinnvoll, den Individualverkehr in den Himmel zu verlegen, weil es dort verschiedene Ebenen gibt“, sagt einer der Gründer, Diego Schierle (29). Umsetzen wollen die Gründer dieses Vorhaben mit einer Art Doppeldecker, der über faltbare Flügel verfügt.
Flugtaxi passt in die Garage
Mit einer Länge von fünf und einer Breite von 2,50 Metern soll der Zweisitzer in jede Garage passen. Der Start erfolgt mit Elektroantrieb senkrecht in die Höhe. „Das hat den Vorteil, dass man keine Start- und Landebahn braucht. In der Luft werden die Flügel dann eingerastet und man fliegt mit Benzin weiter“ erklärt Schierle, der am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart Maschinenbau studiert und in Leichtbau promoviert hat. Das Fluggerät mit dem Arbeitstitel VTOL: Vertical Take-Off and Landing Doppeldecker soll später einmal an Flugtaxiunternehmen verkauft werden und eine Reichweite von 600 Kilometern haben.
Idee entstand bei Flug von Österreich nach Großenhain
Auf die Idee zu dem Projekt kam Schierle bei einem Flug mit einem Ultraleichtflieger von Zell am See in Österreich nach Großenhain. „Der Flug war so schnell. Ich war bereits in zwei Stunden und 30 Minuten am Ziel. Da habe ich mich gefragt, warum nutzt das niemand? Warum fliegt kaum jemand solche Strecken?“ Gegenwärtig gibt es von dem Flugtaxi ein Modell im Maßstab von eins zu fünf. Gespräche mit potenziellen Investoren, die eine Finanzierung ab 2019 ermöglichen sollen, sind im Gange. Ziel ist es, dass 2021 der Jungfernflug steigt.
Diese Hoffnung hegt auch Christian Beier (28), der ebenfalls zum Team gehört und an der TU Dresden Luft- und Raumfahrt studiert hat. „Mir macht bei dem Projekt die Gradwanderung Spaß. Einerseits gehen wir streng wissenschaftlich vor und konstruieren ein neues Flugzeug. Andererseits gibt es aber auch den Punkt, wo genug gedacht, gerechnet und konstruiert worden ist. Dann muss sich in der Praxis zeigen, ob es funktioniert“, sagt der Ingenieur.
Stephan Hönigschmid