Lovoo-Gründer eröffnet Startup-Campus in Dresden
In den Räumen am Altmarkt will Benjamin Bak jungen Firmen unter die Arme greifen. Interessierte Startups können sich ab sofort bewerben.
Dresden. Vor zwei Jahren gelang dem Dresdner Gründer Benjamin Bak (32) etwas, wovon viele träumen. Für 70 Millionen Dollar verkauften er und seine sechs Mitgründer ihre Dating-App Lovoo an die amerikanische Meet-Group. Obwohl er eigentlich nicht mehr arbeiten müsste, startet er jetzt im Herzen von Dresden ein neues Projekt. „Am 1. Oktober eröffnen wir am Altmarkt unseren Startup-Campus A22“, sagt Benjamin Bak. Der Name sei zum einen gewählt worden, da sich der Campus am Altmarkt 22 befinde und zum anderen, weil es das Ziel sei, bis 2022 dynamisch wachsende Firmen zu entwickeln.
Suche nach ersten fünf Startups bis Jahresende
„Wir teilen uns die Räume mit der Agentur ‚Ressourcenmangel‘ und haben 25 Arbeitsplätze zur Verfügung. Bis Jahresende suchen wir fünf Startups, welchen wir mit unserem Wissen und unserem Netzwerk unter die Arme greifen wollen“, sagt der Unternehmer, der ausschließlich an digitalen Geschäftsmodellen interessiert ist. Dies soll jedoch die einzige Einschränkung sein. Ansonsten sind den Ideen keine Grenzen gesetzt. Denkbar sind beispielsweise Coaching-Apps, die Fachwissen vermitteln oder Gesundheits-Apps, die Menschen dabei helfen, gesünder zu leben. Mindestens sechs bis zwölf Monate sollen die Startups auf dem Campus verweilen.
Unternehmer will Gründerkultur voranbringen
„Das ist so die Kernzeit. Die Firmen können auch mal länger bleiben. Wir haben keinen festen Rahmen wie beispielsweise ein Accelerator-Programm“, sagt Benjamin Bak. Auch eine Beteiligung sei nicht zwangsläufig geplant. „Wir werden die Firmen weiterentwickeln und wollen sie zum Erfolg führen. Aber wir werden nicht in jedem Fall selbst einsteigen, sondern stattdessen auch den Kontakt zu Investoren vermitteln“, sagt er.
Doch warum wird der Seriengründer überhaupt wieder aktiv? „Ich möchte einen Beitrag zur Gründerkultur in Dresden leisten. Ich bin gern hier und will etwas bewegen“, sagt Benjamin Bak, der später auch einen Standort in Berlin plant. Er sei ein Jahr in der Welt unterwegs gewesen und habe sich unter anderem in Asien und den USA viele Firmen angeguckt und mit Investoren gesprochen.
Amerikaner kochen auch nur mit Wasser
„In Malaysia und Hongkong war ich beeindruckt, welche Dynamik in der Region herrscht. Die mobile Nutzung von Apps ist dort noch einmal auf einem ganz anderen Level als bei uns. Als ich zurück in Deutschland war, kam ich mir vor, wie im Freiluftmuseum“, sagt Benjamin Bak. Entmutigt hat ihn das aber nicht. Im Gegenteil. „Das hat mir eher Lust gemacht, wieder neu durchzustarten. Schließlich haben wir ja ebenfalls große Stärken. Unsere Ingenieure sind top. Wenn man jetzt noch eine vergleichbare Dynamik wie in Fernost erzeugen kann, dann lässt sich einiges auf den Weg bringen.“
Ähnlich schätzt er das auch beim Vergleich mit den USA ein. „Ich war im Silicon Valley und in New York und muss sagen: Rein technologisch kochen die mit dem gleichen Wasser wie wir. Der Unterschied besteht in der Mentalität. Dort sagt man eben: Wir wollen die Welt verändern. Das kommt bei uns kaum jemandem über die Lippen. Auch das Gründen ist ja in Deutschland derzeit nicht so populär. Viele wollen lieber im öffentlichen Dienst arbeiten“, bedauert der Unternehmer.
Geld nicht als Hauptmotivation
Benjamin Bak selbst ist einen anderen Weg gegangen. Seit seinem 16 Lebensjahr gründete er ein Unternehmen nach dem anderen. Aus dem Kinderzimmer heraus kreierte er zusammen mit seinem Bruder und einem Mitschüler das soziale Netzwerk dampfer.net. Es folgten der SMS-Anbieter smstrade.eu und natürlich die Dating-Plattform Lovoo.
Obwohl er mit seinen Aktivitäten Geld verdienen wollte, sei das nicht der Hauptantrieb gewesen. „Mir ging es ja schon mit 21 finanziell ziemlich gut. Meine Motivation war daher eine andere. Es hat es mir immer Freude gemacht, wenn bei den verschiedenen Projekten Menschen ihre Komfortzone verlassen und über sich hinausgewachsen sind. Eben waren sie noch Praktikanten und nun sind sie plötzlich Abteilungsleiter.“ Auch der Gründer selbst müsse ständig wachsen. „Es bringt nichts, wenn man beispielsweise gut programmieren kann, aber keine Ahnung vom Geschäft hat. Die Firma kommt sonst nicht voran“, sagt Benjamin Bak.
Zwischen Himmel und Hölle
Bei Lovoo ist ihm das gelungen. Spätestens ab 2013/14 wuchs das Unternehmen rasant und hatte beim Verkauf 2017 reichlich 200 Mitarbeiter. Allerdings lagen Himmel und Hölle dicht beieinander. Ein Jahr vor dem großen Verkauf, dem Exit, stürmte die Polizei im Juni 2016 die Firmenbüros in Dresden und Berlin. Benjamin Bak und Mitgeschäftsführer Alexander Friede mussten in Untersuchungshaft.
Die Staatsanwaltschaft Dresden warf der Firma vor, die Nutzer durch vom Computer erzeugte sogenannte Fake-Profile getäuscht und zum Abschluss eines Abonnements bewegt zu haben. Da die Schäden pro Nutzer im Bereich zwischen 20 Cent und 20 Euro lagen, die Lovoo-Gründer nicht vorbestraft waren und sich um Aufklärung bemühten, stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen die Zahlung von 1,2 Millionen Euro im September desselben Jahres ein.
Stephan Hönigschmid
- Am 1. Oktober steigt ab 18 Uhr die Eröffnungsfeier für den Startup-Campus am Altmarkt 22 in Dresden
- Startups können sich bereits jetzt unter info@a22.io bewerben
- Die Homepage a22.io geht in den nächsten Tagen an den Start