Diese Dresdner Gründerin startet eine App für nachhaltige Hotels
Kriterien wie Umweltschutz und Mitarbeiterförderung bescheren Hotels auf dem Portal den Spitzenplatz. Das Startup will damit bewusstes Reisen fördern.
Dresden. Wer seinen Urlaub plant, findet auf den großen Buchungsportalen im Internet häufig jede Menge Auswahl. Dabei stehen vor allem der Preis und die Ausstattung der Zimmer im Vordergrund. Eine untergeordnete Rolle spielt hingegen die Frage: Wie nachhaltig wirtschaftet das jeweilige Hotel? Die Dresdner Gründerin Lilith Diringer (21) will das jetzt ändern. Mit ihrem Startup „Charge Hotels“ wird sie ab Juni eine App herausbringen, auf der nur Hotels gebucht werden können, die bestimmte Kriterien erfüllen.
Nachhaltigkeit sichert Spitzenplatz
„Bei bestehenden Plattformen finden sich im Ranking oft die Hotels ganz oben, die am meisten bezahlen. Bei ‚Charge Hotels‘ schaffen das nur solche, die ihre Nachhaltigkeit bewiesen haben“, erklärt Lilith Diringer den Ansatz. Möglich ist das mit Hilfe von Nachhaltigkeitszertifikaten, die Anbieter wie „TourCert“ oder „Earth Check“ ausstellen. „Bei der Bewertung der Zertifikate orientieren wir uns am ‚Global Sustainable Tourism Council‘ der Vereinten Nationen. Vereinfacht gesagt, fungiert der wie eine Art Stiftung Warentest. Er sagt unter anderem, wie transparent das jeweilige Zertifikat ist“, erläutert die Gründerin.
Pluspunkte für Solarpaneele und Förderung der Mitarbeiter
In der Praxis gibt es dann beispielsweise Punkte, wenn ein Hotel seinen Abfall verringert, Solarpaneele auf dem Dach hat und behindertenfreudlich ist. Auch wie divers die Belegschaft mit Blick auf die vorhandenen Ethnien ist und ob die Mitarbeiter regelmäßig Fortbildungen besuchen dürfen, wird unter die Lupe genommen. Das Zertifikat ist jeweils ein Jahr gültig, bevor es erneuert werden muss. „Damit die Hotels schon im Vorfeld wissen, an welchen Stellen sie ansetzen sollten, um das Zertifikat zu bekommen, haben wir zusammen mit ‚TourCert‘ einen Schnelltest entwickelt“, berichtet Lilith Diringer. Derzeit befinden sich in der Datenbank von ‚Charge Hotels‘ 6.000 Hotels auf der ganzen Welt. Für jede vermittelte Reise bekommt das Startup eine Provision von bis zu zehn Prozent.
Zahlungsbereitschaft für nachhaltigen Tourismus
Dass es wegen der Corona-Krise Anlaufschwierigkeiten geben könnte, glaubt Lilith Diringer nicht: „Ich gehe eher davon aus, dass potenzielle Kunden durch Corona Geld gespart haben. Das können sie nun für eine nachhaltige Reise ausgeben.“ Zudem zeigten Studien, dass Konsumenten weltweit bereit seien, für nachhaltiges Reisen mehr zu bezahlen. „Die Bereitschaft ist da, allerdings gibt es eine große Unwissenheit über die bestehenden Möglichkeiten. Dagegen wollen wir etwas tun“, sagt die Gründerin, die neben ihrer unternehmerischen Tätigkeit Internationale Beziehungen an der TU Dresden studiert.
Von der E-Mobilitäts-Plattform zum Nachhaltigkeits-Portal
Obwohl Lilith Diringer ihr Startup 2020 gegründet hat, existiert der Name „Charge Hotels“ schon länger. „Die Seite chargehotels.com betreibt mein Kooperationspartner Rafael de Mestre seit 2012. Ursprünglich konnten sich dort Hotels registrieren, die über eine E-Ladestation verfügen.“ Sie habe de Mestre vor einigen Jahren bei einem Coaching kennengelernt und ihm von der Idee erzählt. In der Folge hätte die bestehende Datenbasis der Hotelseite als Grundlage für das neue Projekt gedient“, sagt Lilith Diringer, die das jetzt umgesetzte Konzept ursprünglich mit einem Kollegen in Potsdam entwickelt hat, den sie von einer studentischen Unternehmensberatung kannte.
Wachstumsmarkt Reise-Apps
Gegenwärtig liegen die Arbeiten an der Reise-App in den letzten Zügen. Sie soll nach ihrer Veröffentlichung für Android und iOS verfügbar sein. Den App-Markt hält die Gründerin in puncto Hotelbuchung für besonders vielversprechend. „In Asien bucht bereits jeder Vierte seine Reise per App. Das wird bei uns auch weiter zunehmen“, so Lilith Diringer. Als Zielgruppe hat die Gründerin vor allem Startups im Blick. „Große Unternehmen haben oft schon Verträge mit zahlreichen Hotels. Das ist bei Startups nicht der Fall.“ Darüber hinaus werde es für Firmen, deren Mitarbeiter viel reisen, immer wichtiger nachzuweisen, dass sie dem CO2-Verbrauch etwas Nachhaltiges entgegensetzen. „Das könnten sie mit einer Buchung bei ‚Charge Hotels“ tun“, sagt die Gründerin.