Dieser Gründer hat eine digitale Lösung für den Nachlass

Wenn ein Mensch stirbt, ist neben der Trauer auch eine Menge Bürokratie zu erledigen. Das Leipziger Startup Memoresa will mit seiner Plattform dabei helfen, diesen Prozess zu vereinfachen. 

Steffen Stundzig ist einer der Gründer von Memoresa. Foto: PR/Memoresa

Steffen Stundzig ist einer der Gründer von Memoresa. Foto: PR/Memoresa

Leipzig. Vor einigen Jahren hatte der Leipziger Gründer Steffen Stundzig einen schweren Fahrradunfall. Einige Zeit ist er damals bewusstlos, bevor ihn die Rettungssanitäter reanimieren können. Anschließend verbringt er bange Stunden auf der Intensivstation. Obwohl am Ende alles gut ausgeht und Stundzig wieder gesund wird, macht ihn der Vorfall nachdenklich. Auch seine Frau ist vorsichtiger geworden als früher. 

„Als ich wieder einmal aufs Rad steigen wollte, fragte sie mich, wo die wichtigsten Lebensversicherungen sind und wo sie eine Übersicht über die Konten findet. Sie hatte Angst, dass ich wieder einen Unfall haben könnte und diesmal dann vielleicht nicht rechtzeitig gefunden werde“, berichtet Stundzig. 

Unfall führt Problem vor Augen

Als gelernter Wirtschaftsinformatiker stößt das einen Denkprozess bei ihm an. „Ich habe gesagt, eigentlich ist das eine interessante Frage: Wo schreibe ich das alles am besten hin, damit meine Frau in einer Notsituation an die Unterlagen kommt.“ Bei der Recherche sei ihm bewusst geworden, dass es nicht ausreiche, einfach Excel- und PDF-Dateien in einen Ordner zu legen. „Es geht ja nicht nur darum, dass die Unterlagen zur Verfügung stehen, sondern auch um Prozesse, die angestoßen werden müssen. Also welche Firmen müssen angerufen und welche Verträge gekündigt werden“, erklärt Stundzig. 

Automatische Kündigung der Versicherung

Weil er dabei nichts Passendes findet, entsteht die Idee zu dem Startup Memoresa. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Jörg Schädlich gründet er die Firma 2019. „Bei uns können wichtige Verträge zum einen hinterlegt und zum anderen mit einer automatisierten Regelung kombiniert werden. Man kann zum Beispiel verfügen, dass eine Versicherung gekündigt oder an die Ehefrau übertragen wird, wenn man tot ist“, sagt der Gründer. Darüber hinaus gebe es die Möglichkeit, auch Spiele- oder Videosammlungen zu hinterlegen, so Stundzig. 

Videobotschaften immer beliebter 

Das Angebot besteht bei Memoresa derzeit aus vier Paketen. Dort lassen sich sogenannte Angelegenheiten regeln. Die Zahl der Dokumente, die pro Angelegenheit hinterlegt wird, ist dabei nicht begrenzt – höchstens vom Speicherplatz. Der reicht je nach Paket von einem Gigabyte bis hin zu einem Terabyte. „Ein Terabyte klingt viel, allerdings gibt es immer mehr Menschen, die auch Videobotschaften hinterlassen. Da können schon größere Datenmengen entstehen“, erläutert Steffen Stundzig. Wer das größtmögliche Leistungsspektrum in Anspruch nehmen will, bezahlt reichlich 50 Euro pro Jahr. Es gibt aber auch kostenfreie Einsteigerpakete, um den Service erst einmal zu testen. 

Datenschutz als Verkaufsargument

Die Freigabe der Daten erfolgt am Ende über die E-Mail-Adresse. „Die Angehörigen werden beispielsweise informiert, dass Herr XY dieses oder jenes hinterlegt hat. Um die Unterlagen einsehen zu können, muss sich die jeweilige Person dann aber bei uns an der Plattform anmelden, damit alles DSGVO-konform ist.“ Datenschutz spiele bei Memoresa eine große Rolle und sei auch ein wichtiges Verkaufsargument, unter anderem gegenüber potenziellen amerikanischen Nutzern. „Alle Daten werden bei uns ausschließlich auf deutschen Servern datenschutzkonform gespeichert“, verspricht Seffen Stundzig, der auch eine Datenschutz-Anwältin im Team hat, die alle Vorgänge überwacht.

Vorlagen machen Bedienung einfacher

In den vergangenen Jahren hat sich Memoresa rasant entwickelt. Aus anfangs zwei Mitarbeitern sind inzwischen 22 geworden. Auch das Portal hat sich Stück für Stück gewandelt. „Wir hatten am Anfang das Feedback von Nutzern, dass sie gar nicht genau wussten, was sie hochladen sollen. Daher haben wir Vorlagen gebaut, die wie eine Art Checkliste fungieren“, sagt Steffen Stundzig, der aktuell auf mehrere tausend Nutzer verweist, die auf der Plattform aktiv sind. Mittlerweile hat das Startup neben dem Direktvertrieb auch Kooperationen mit Anbietern von Lebensversicherungen geschlossen. Diese bieten ihren Kunden Memoresa als Mehrwertprodukt an.

Ordnung ins digitale Leben bekommen

Zusätzlich zum Thema Nachlass konzentriert sich Memoresa zudem auf das Thema digitale Ordnung. „Viele jüngere Menschen wollen gern einen Überblick über all ihre Verträge und Konten bekommen“, sagt Steffen Stundzig und fügt an: „Wir wollen der Ort werden, wo Nutzer alle ihre relevanten Dokumente hinterlegen, anstatt sich bei 25 Online-Portalen anmelden zu müssen, um zum Beispiel ihre Strom- und Gasverträge zusammenzukramen.“

Finanzierungsrunde Anfang 2022

Damit das Wachstum schneller vorangeht, ist nach Angaben des Startups für Anfang nächsten Jahres eine größere Finanzierungsrunde geplant. Bisher hat bereits ein Business Angel investiert. Außerdem hat die Firma über ein Förderprogramm Geld von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) erhalten. 

Stephan Hönigschmid

memoresa.de

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Stephan Hönigschmid – Gründer von Founderella

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