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Hallo liebe Leser,

in Sachsen boomen die Metropolen. Leipzig, Dresden und mit etwas Abstand auch Chemnitz sind angesagt. Dort wollen vor allem junge Menschen gern leben und arbeiten. Die Auswirkungen dieses Trends zeigen sich auch in der Gründerszene. Diese ist im Freistaat zu großen Teilen ein urbanes Phänomen. Obwohl dagegen prinzipiell nichts einzuwenden ist, stellt sich dennoch die Frage: Was wird aus der Provinz? Hat sie noch eine Chance oder wird sie auch in diesem Bereich abgehängt?

100 Millionen für die Provinz


Dass es möglich ist, beweist dieser Tage die 25.000-Einwohner-Stadt Achern in Baden-Württemberg. Wie die Wirtschaftswoche berichtet, hat es der Ort im Schwarzwald in das Startup-Barometer Europa der Beratungsgesellschaft Ernst & Young geschafft. Neben den üblichen Verdächtigen wie Berlin, London und Paris taucht dort auf Platz 19 einigermaßen überraschend Achern auf. Grund dafür ist der IT-Dienstleister Powercloud, der sich auf die Energiebranche konzentriert hat. Nach Einschätzung der Berater soll er Anfang des Jahres 100 Millionen Euro an Risikokapital erhalten haben.
Slock.it-Gründer Christoph Jentzsch in seinem Büro am Marktplatz in Mittweida. Neben ihm ein intelligentes Türschloss, das per Blockchain-Technologie vielfältig genutzt werden kann. Foto: Stephan Hönigschmid
Slock.it-Gründer Christoph Jentzsch Foto: STH

Blockchain-Technologie aus Mittweida

Eine Ausnahme von der Regel findet sich übrigens auch in Sachsen. Der Gründer des Mittweidaer Startups Slock.it, Christoph Jentzsch, entschied sich bewusst für seine Heimatstadt als Firmensitz und hatte Erfolg damit. Im Founderella-Interview sagte er im April 2018: „Ich habe es mir schwieriger vorgestellt, die Leute hierher zu bekommen, aber unser Thema und unsere Firma haben genügend Anziehungskraft. Unter anderem arbeiten bei uns Menschen aus Brasilien, Japan und der Türkei.“

Die Blockchain-Anwendungen von Slock.it, mit denen zum Beispiel Türschlösser oder Fahrzeuge „intelligent“ genutzt werden können, erregten internationales Interesse. Im Juni wurde das Startup von dem US-Unternehmen Blockchains, LLC übernommen. Trotzdem soll es am Standort Mittweida weitergehen. Angesichts der zunehmenden Wohnungsnot in Dresden und Leipzig wären die ländlichen Regionen vielleicht auch für andere Gründer eine gute Lösung. Bisher sieht es aber nicht danach aus.
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Die Golden Gate Bridge in San Francisco Foto: STH

Die Lebenslüge des dezentralen Arbeitens

Vielleicht war das ja mit dem dezentralen Arbeiten von Anfang an eine Lebenslüge. So stellte Peter Richter bereits 2014 in seinem Artikel „Krieg um die Hauptstadt des Internets“ für die Süddeutsche Zeitung treffend fest: „Wer bei den Riesen der Digitalwirtschaft arbeitet, ist an diese Scholle gebunden wie Leibeigene im Mittelalter“. So habe beispielsweise die frühere Yahoo-Chefin Marissa Mayer gleich nach Amtsantritt alle Mitarbeiter zurück ins Büro beordert. Ähnlich war das auch bei anderen Tech-Firmen in den USA.

Explodierende Mietpreise in San Francisco

Zwar sind die Unternehmen, seitdem es Amazon Web Services gibt, eigentlich nicht mehr an die physische Präsenz ihrer Server gebunden und könnten gehen wohin sie wollen. Tatsächlich haben sich die meisten Tech-Firmen in den USA jedoch nicht sehr weit vom Silicon Valley entfernt, sondern ließen sich in San Francisco nieder. In der Folge gingen dort die Durchschnittsmieten selbst für kleine Zimmer durch die Decke und kosten umgerechnet mehr als 3.000 Euro pro Monat. Schwer zu verdienen für alle Arbeitnehmer abseits der Tech-Szene, die ihr Geld mit den Händen verdienen müssen, ohne Tastatur darunter, schreibt Peter Richter.

Vor allem: Was ist das am Ende für eine Stadt, in der es nur noch eine Tech-Elite gibt, die jeglichen Bezug zur Realität verloren hat, während die meisten anderen Einwohner in „normalen“ Jobs ums Überleben kämpfen? Die Bodenhaftung der Provinz könnte auch da dem einen oder anderen Techie ganz guttun. Vielleicht kann Deutschland ja davon lernen. Dann wäre das Silicon Valley erneut ein Vorbild – in diesem Fall halt ein negatives.

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