Er hilft Flüchtlingen mit seiner App, die passende Arbeit zu finden

Das Dresdner Startup Passionly Curious wendet das Prinzip von Dating-Apps auf die Jobsuche an. Doch die Entwicklung kostet viel Geld.

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Alexander Nast ist der Gründer von „Passionly Curious“. Foto: Martin Stier

Dresden. Die Summe mutet kurios an. Exakt 77.777 Euro möchte der Dresdner Unternehmer Alexander Nast bis Ende August über die Crowdfunding-Plattform Startnext einnehmen. Dennoch verbirgt sich dahinter ein ernsthaftes Projekt. Mit seinem gemeinnützigen Startup „Passionly Curious“ will er die App „Superjob“ an den Start bringen, die Flüchtlingen dabei helfen soll, Arbeit zu finden.

„Eine Arbeitsstelle ist der Schlüssel zur Integration. Daher wollen wir mit unserer App die Vermittlung verbessern“, sagt er 27-Jährige. Ursprünglich hat der Schulabbrecher sein gemeinnütziges Unternehmen bereits 2013 aus der Taufe gehoben, um Jugendlichen, die genauso unzufrieden mit dem traditionellen Bildungssystem sind wie er, zu unterstützen, eine geeignete Arbeitsstelle zu finden, die sie begeistert. Auch sie gehören weiterhin zur Zielgruppe des Startups, dessen Entwicklung von Alexander Nast und seinen Mitstreitern bisher nebenberuflich vorangetrieben wurde.

Angesichts der Flüchtlingskrise und durch eigene Erfahrungen bei der Betreuung eines Somaliers hat sich Nast Anfang 2016 jedoch entschieden, die App auch auf die Bedürfnisse von Flüchtlingen auszurichten. Sie kann daher neben Deutsch und Englisch auch in arabischer Sprache genutzt werden.

Zur Anwendung kommt bei der Vermittlung ein Matching-System, das viele bereits von Dating-Apps kennen. Nur wenn die Vorstellungen von Arbeitsuchenden und Arbeitgebern übereinstimmen, haben sie ein Match. Damit die Suche nicht von fertigten Vorstellungen im Kopf beeinflusst wird, kann zu Beginn niemand eine bestimmte Branche auswählen.

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Screenshot der App. Foto: Passionly Curious

„Wir starten ganz ergebnisoffen zum Beispiel mit der Aufgabe, dass jemand an seinem Fahrrad die bisherige Beleuchtung gegen eine LED-Beleuchtung austauschen soll. Nach der Beendigung kann er oder sie dann auf verschiedene Felder drücken und angeben, ob die Montage oder die vorherige Planung oder alles zusammen am meisten Spaß gemacht hat“, sagt der 27-Jährige.

Auf diese Weise könnte jemand beispielsweise den Beruf des Industriemechanikers entdecken. „In der Demoversion haben wir nur eine Frage, aber später sollen es drei bis vier werden“, sagt der Unternehmer und fügt an: „Der Vorteil besteht darin, dass ein Personaler anhand der Ergebnisse viel gezielter Gespräche führen kann als bisher.“

Außerdem werden so pauschale Empfehlungen vermieden. „Heutzutage werden Mädchen, die einen sozialen Beruf ergreifen wollen, meist in Richtung Altenpflege oder Krankenschwester gelenkt. Es wird häufig nicht gesehen, dass sie unter anderem auch im Support eines IT-Unternehmens arbeiten könnten“, so Nast.

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Screenshot der App. Foto: Passionly Curious

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Screenshot der App. Foto: Passionly Curious

Um das Raster möglichst passgenau zu gestalten, holt sich Nast zusammen mit seinem Team auch externen Rat von Experten. „Wir haben das Feedback, das jeder Nutzer am Ende erhält, bereits in den vergangenen Jahren verbessert, möchten jetzt aber auch noch Experten wie zum Beispiel Psychologen hinzuziehen.“

Zudem gibt es nach Angaben des Startups lose Kooperationen mit der Job-Plattform „Migrant Hire“, die sich speziell auf Flüchtlinge spezialisiert hat, der Initiative „Jobs for Refugees“, der REDI – School of Digital Integration, welche Flüchtlinge zu Softwareentwicklern ausbildet und der Dresdner „Welcome App“. Darüber hinaus arbeitet „Passionly Curious“ unter anderem mit dem Chemnitzer Unternehmen Terrot zusammen. „Wir haben dort mit Geschäftsführer Andreas von Bismarck einen aufgeschlossenen Ansprechpartner, der sich sehr für Flüchtlinge und ein weltoffenes Sachsen engagiert“, sagt Nast.

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Screenshot der arabischen Version der App. Foto: Passionly Curious.

Wenn die App-Entwicklung mithilfe der Einnahmen vom Crowdfunding abgeschlossen ist, möchte „Passionly Curious“ mit dem Geldverdienen anfangen. Dies soll geschehen, indem die Firmen für die Vermittlung der Arbeitskräfte bezahlen.

Stephan Hönigschmid

www.passionlycurious.org

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Stephan Hönigschmid – Gründer von Founderella

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