Dieser Gründer kämpft um Dresdens guten Ruf

Dr. Johannes Bittner hat die Internetseite DresdenzurEinheit.de gestartet. Er möchte erreichen, dass die positiven Geschichten über die Stadt und den diesjährigen Tag der Deutschen Einheit im Vordergund stehen.

Johannes Bittner, Geschäftsführer von washabich.de, Medizinstudent und Sozialunternehmer in Dresden. Er denkt unternehmerisch und handelt kreativ. Inspiriert wird er von den Menschen in seinem Umfeld.

Johannes Bittner, Arzt und Sozialunternehmer. Foto: Amac Garbe

Damit vom Tag der Deutschen Einheit 2016 in Dresden mehr in Erinnerung bleibt als Unzufriedenheit und Protest, hat Johannes Bittner von der Dresdner Ideenagentur Verbicur die Website DresdenzurEinheit.de ins Leben gerufen. Dort kann jeder Dresdner seine ganz persönliche Geschichte zur Wiedervereinigung erzählen. Wir haben mit ihm über das Projekt gesprochen.

Founderella: Herr Bittner, wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine derartige Seite ins Netz zu stellen?

Johannes Bittner: Die Idee kam spontan in einer Diskussion in unserem Team, als wir uns über das vergangene Bürgerfest-Wochenende anlässlich der Deutschen Einheit unterhielten. Wir hatten alle eine tolle Zeit auf dem Fest und viele schöne Eindrücke wie zum Beispiel die atemberaubende Licht- und Feuerwerkshow mit nach Hause genommen.

Uns hat es dann geärgert, dass am folgenden Tag, dem 3. Oktober, hauptsächlich die Demonstrationen in den Vordergrund rückten. Mit DresdenzurEinheit.de wollen wir den leisen und lauten Dresdner Stimmen eine Plattform bieten, um Erinnerungen der Wiedervereinigung vor 26 Jahren festzuhalten – und auch zu teilen, was den Tag der deutschen Einheit 2016 zu etwas Besonderem gemacht hat.

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Screenshot der Seite dresdenzureinheit.de

Wie viele Geschichten sind dort bereits zu lesen?

Rund 50 persönliche Geschichten wurden bis jetzt auf DresdenzurEinheit.de eingestellt – und es kommen jede Stunde mehr hinzu.

Welche hat Sie bisher am meisten beeindruckt?

Da gibt es mittlerweile schon so viele: je persönlicher die Geschichte, desto beeindruckender. Besonders spannend finde ich die Geschichten, die ein Erlebnis der Wende vor 26 Jahren erzählen, wie zum Beispiel die von Prof. Michael Meurer. Seine Geschichte kann man so richtig miterleben – faszinierend!

Haben Sie keine Angst, dass sich die Pöbler von der Frauenkirche auch auf Ihrer Seite tummeln könnten?

Nein, davor haben wir keine Angst. Bevor wir eine Geschichte auf unserer Plattform veröffentlichen, prüft unser Team den Beitrag, um Veröffentlichungen von Beiträgen, die vom Thema abschweifen, zu vermeiden. Wir fordern auch ausdrücklich auf, lediglich positive Geschichten einzureichen.

Was bedeutet Ihnen selbst die Deutsche Einheit?

Die Bilder zur Deutschen Einheit kenne ich nur aus dem Fernsehen – und dennoch haben sie sich in meinem Kopf festgesetzt: Menschen, die sich vorher noch nie getroffen haben, liegen sich auf einmal mit Freudentränen in den Armen.

Die Bedeutung der Einheit wird aber meiner Ansicht nach für Menschen meiner Generation erst deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, wie wir ohne sie leben würden – ich persönlich hätte beispielsweise meine Frau nie kennengelernt, und würde heute nicht mit meiner Familie in Dresden leben.

Und deshalb habe ich großen Respekt gegenüber denjenigen, die damals friedlich und respektvoll dafür gekämpft haben, wie wir heute leben dürfen.

Sie schreiben auf der Seite „Was von der Feier zum Tag der Deutschen Einheit 2016 in Erinnerung bleibt, soll mehr sein als Unzufriedenheit und Protest.“ Was glauben Sie persönlich, wie lange Dresden brauchen wird, um sich mit Blick auf das Image von dem vergangenen Tag der Deutschen Einheit zu erholen?

Je mehr daran mitwirken, desto schneller wird es gehen. Trotzdem können wir nicht von jedem verlangen, auf die Straße zu gehen. Mit DresdenzurEinheit.de haben wir daher einen zusätzlichen Kanal geschaffen – jetzt kann jeder seinen Beitrag auch vom heimischen Sofa aus leisten.

Herr Bittner, danke für das Gespräch.

Interview: Stephan Hönigschmid

Dr. Johannes Bittner ist Arzt und Sozialunternehmer aus Dresden. Nach der Gründung des Sozialunternehmens „Was hab’ ich?“ leitet er seit 2015 die Verbicur – eine Agentur für gesellschaftlich wirkungsvolle Digitalprojekte die unter anderem die Plattform „ichhelfe.jetzt“ betreut.

https://dresdenzureinheit.de/

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