Dieser Sachsen-Politiker fordert ein Bafög nur für Gründer
Alexander Dierks möchte jungen Unternehmern damit die Möglichkeit geben, ihre Idee in Ruhe zu entwickeln. Bereits vorhandenes Vermögen steht einer Förderung nicht im Wege.
Founderella: Herr Dierks, als Landesvorsitzender der Jungen Union in Sachsen fordern Sie analog zum Bafög ein Starfög für junge Gründer. Was hat es damit konkret auf sich?
Alexander Dierks: Das Starfög ist nicht allein Idee der Jungen Union (JU). Gemeinsam mit der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Sachsen (MIT) und Vertretern aus der Landtagsfraktion haben wir uns überlegt, wie wir die Idee des Unternehmertums bei jungen Menschen stärken können. Wir möchten jungen, gründungsinteressierten Menschen die Möglichkeit geben, ihre Geschäftsidee in Ruhe so weit zu entwickeln, dass sie damit im Anschluss an das Starfög direkt ihr Unternehmen gründen können.
Warum sehen Sie die Notwendigkeit für ein derartiges Förderinstrument?
Viele Fördermittel kann man erst nach Gründung eines Unternehmens, nur in Verbindung mit einem Studium an einer Universität oder Hochschule oder für technisch-maschinelle Ausstattung beantragen. Das hat durchaus seine Berechtigung, aber wir möchten, dass bereits die Idee in ihrer Umsetzung gefördert wird und nicht erst das Unternehmen. Sachsen soll so zum Gründerland Nummer eins in Deutschland werden.
Werden wir konkret. Wie viel Geld soll jeder Gründer wie lange vom Staat bekommen? Welche Voraussetzungen muss er oder sie dafür erfüllen?
Wir orientieren uns bei unserem Vorschlag am Bafög-Höchstsatz. Das sind aktuell 735 Euro pro Monat. Dadurch wird schon klar, dass wir eher an junge Menschen denken, die sich vor, während oder direkt im Anschluss an Studium oder Berufsausbildung ihrer Geschäftsidee widmen wollen. Voraussetzung ist, dass sie eine Fachjury überzeugen können, die die Ideen bewertet.
Darüber hinaus müssen sie sich bewusst sein, dass sie das Geld nicht geschenkt bekommen, sondern identisch dem Bafög ein zinsloses Darlehen erhalten, das zurück gezahlt werden muss. Das Einkommen der Eltern oder eigenes Erspartes sollen – anders als beim BaföG – allerdings nicht mit angerechnet werden. Wie lange gefördert wird, hängt vom Vorankommen ab. Dafür soll alle drei Monate berichtet werden. Die maximale Förderdauer soll 24 Monate betragen.
Schon jetzt müssen manche Startups extra jemanden einstellen, der die Anträge für Fördergelder ausfüllt. Auf welche Weise wollen Sie sicherstellen, dass durch Ihren Vorschlag nicht ein weiteres Bürokratiemonstrum entsteht?
Ich denke, zum Beispiel durch das Exist-Gründerstipendium oder den High-Tech Gründerfonds sind keine Monstren entstanden, sondern gezielt eingesetzte und erfolgreiche Fördermittel. Schaut man sich das Bafög an, können Studenten das im Idealfall alleine beantragen. So ähnlich soll es auch mit dem Starfög sein: Antrag stellen, erstes Feedback abwarten, Idee vor Fachjury pitchen, Annahme oder Ablehnung.
Nun ist ja fordern das eine und umsetzen das andere. Wie möchten Sie Ihren Vorschlag eigentlich finanzieren?
Die Frage ist, in welchem Rahmen man startet. Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat beim Get started-Gründerfrühstück in Dresden gesagt, dass man die Fördermittel eines Landes regelmäßig auf ihre Aktualität und Eignung überprüfen sollte. Ich kann mir vorstellen, dass es da Anpassungsbedarf gibt und wir bieten mit dem Starfög eine neue Idee. Wenn man eine erste Runde mit 100 oder 200 genehmigten Förderungen zulässt, kommt man inklusive der Verwaltungskosten auf einen überschaubaren Betrag. Außerdem wird das Geld beim Starfög ja nicht verschenkt, sondern soll zurückgezahlt werden.
Soll Starfög ähnlich wie Bafög ein Bundesprogramm werden oder streben Sie es lediglich auf der Landesebene an?
Als JU Sachsen arbeiten wir gemeinsam mit der sächsischen MIT dafür, erst mal ein Landesprogramm zu erreichen. Inzwischen ist das Starfög schon Beschlusslage der CDU Sachsen, was die gute Chance auf Umsetzung deutlich unterstreicht. Sollte sich dieses als Erfolgsprojekt erweisen, erheben wir selbstverständlich keinen Anspruch auf Alleinbesitz. Ganz im Gegenteil: Es würde uns freuen, wenn jungen Menschen damit in ganz Deutschland Mut gemacht wird, ihre Geschäftsidee in die Tat umzusetzen.
Im Gegensatz zur FDP, die sich offensiv als Startup-Partei präsentiert, ist Ihre Mutterpartei CDU zwar als mittelstandsfreundlich, aber nicht unbedingt als Verfechter der Gründerszene bekannt. Täuscht der Eindruck?
Ja, der täuscht ganz eindeutig. Angela Merkel, Peter Tauber, Jens Spahn, Thomas Jarzombek und Nadine Schön sind nur einige Namen der Bundesebene, die im ständigen Austausch mit der Gründerszene stehen. Auf Landesebene sind wir als JU gemeinsam mit der MIT seit Jahren im Austausch und organisieren Veranstaltungen und beim Get started-Gründerfrühstück waren neben Stanislaw Tillich vier Landtagsabgeordnete der CDU zu Gast, die sich auch gleich noch die anderen Unternehmen im Impact Hub angeschaut haben.
Wie groß ist gerade in einem Wahljahr die Gefahr, dass das Thema Startups und Gründer zwar als Modethema aufgegriffen, dann aber auch schnell wieder beiseite gelegt wird?
Für uns gleich Null. Junge Menschen, die unternehmerisches Risiko auf sich nehmen, jeden Tag hart für den Erfolg ihres Unternehmens arbeiten und damit sich selbst, ihre Familie und die Familien ihrer Mitarbeiter ernähren, sind die Garanten für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität unseres Landes. Das ist Soziale Marktwirtschaft in Reinform und für die CDU von großer Bedeutung – und das unabhängig von Wahlterminen. Wir sind mit dem Thema ja auch nicht erst zum Wahlkampf gestartet, sondern arbeiten seit fast zwei Jahren an der Idee.
Herr Dierks, vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Stephan Hönigschmid
Kurzbiografie:
Alexander Dierks ist 29 Jahre alt, seit 2011 Vorsitzender der Jungen Union Sachsen & Niederschlesien und seit 2014 direkt gewählter Abgeordneter im Sächsischen Landtag mit Wahlkreis in Chemnitz. Im Landtag ist er als Jugendpolitischer Sprecher verantwortlich für die Jugendpolitik der CDU-Fraktion. Im Rahmen seiner Tätigkeit beschäftigt er sich ebenfalls mit den Möglichkeiten der Digitalisierung, Bildung und Startups.