Chemnitzer Startup kämpft gegen Medikamentenfälscher

Die Firma „authentic.network“ kann Medikamente fälschungssicher machen und damit Leben retten. Allein in Afrika sterben aufgrund der Fälschungen bisher Tausende Menschen pro Jahr. Die Gründer hoffen auf Unterstützung der deutschen Entwicklungshilfe.

„Authentic Network“-Gründer Frank Theeg (re.) traf bei seiner Reise durch Afrika unter anderem Michel Gabriel N’ZI Brou, den Präsidenten des Comité National de Lutte contre la Contrefaçon. Die Regierungsorganisation kämpft im Staat Elfenbeinküste gegen die Fälschung von Medikamenten. Foto: PR/„authentic.network“

Chemnitz. Die Zahlen sind alarmierend: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO gelangen in Afrika zwischen 30 und 60 Prozent gefälschte Medikamente an erkrankte Menschen. Im westafrikanischen Niger sind es gar 80 Prozent. Der Ursprung der meisten Plagiate wird laut WHO in China und Indien vermutet. Durch gefälschte Malaria-Medikamente sterben nach Schätzungen der Organisation jedes Jahr etwa 200.000 Menschen. Hinzu kommen wirtschaftliche Verluste für die betroffenen Länder. 

Digitaler Schlüssel verhindert Fälschungen

Das Chemnitzer Startup „authentic.network“ hat sich mit der Situation in Afrika beschäftigt und möchte an dem Problem etwas ändern. Auf Basis einer Blockchain-Technologie hat es einen digitalen Schlüssel entwickelt, der nach eigenen Angaben jedes Produkt fälschungssicher machen soll. Auch Medikamente können so zweifelsfrei identifiziert werden.

Konkret funktioniert dies mit Hilfe eines grünen Häkchens. Ganz traditionell wird es zunächst auf die Verpackung eines Medikaments gedruckt. Gleichzeitig hinterlegen die Chemnitzer einen digitalen Zwilling des Produkts fälschungssicher in der Blockchain. Dabei soll es ausgeschlossen sein, den digitalen Zwilling zu kopieren oder zu verändern. Gelangt das Produkt schließlich zum Endverbraucher, kann dieser die Echtheit des Medikaments überprüfen, indem er es mit seinem Smartphone scannt. Auch weitere Informationen wie das Haltbarkeitsdatum oder ein Produktrückruf können hinterlegt werden. 

Angesichts der Schwierigkeiten auf dem afrikanischen Markt könnte die Lösung ein Hoffnungsschimmer für die Menschen sein. Aus der Ferne lässt sich das jedoch nicht exakt beurteilen. Deshalb sind Vertreter des Chemnitzer Startups kürzlich nach Afrika gereist und haben sich selbst ein Bild gemacht. 

Vereinbarung mit Behörden von Elfenbeinküste

In Niger, der ersten Etappe der Erfahrungsreise, trafen die Unternehmer unter anderem den Gesundheitsminister sowie dessen Minister-Kollegen aus den Bereichen Industrie und Handel sowie den Verantwortlichen für Digitalisierung. „Wir konnten eine Zusammenarbeit vereinbaren“, freut sich einer der Gründer von „authentic.network“, Frank Theeg. 

Neben der Veranstaltung in Niger besuchte die südwestsächsische Delegation anschließend im Staat Elfenbeinküste Zoll, Polizei, Gesundheitsministerium und Handelsministerium. „Beim Treffen mit dem Gesundheitsminister wurde konkret besprochen, wie wir binnen zwölf Monaten die Medikamentenfälschungen in Elfenbeinküste komplett unterbinden können“, sagt Frank Theeg, der gleichzeitig einen Appell an die Verantwortlichen der deutschen Entwicklungshilfe richtete. 

Unterstützung vom Staat gefordert 

„Unser Entwicklungsminister fordert bereits die deutschen Unternehmen auf, nach Afrika zu gehen und bietet die Unterstützung der deutschen Institutionen und Regierung an.“ Allerdings hätten die zukunftsweisenden Technologien vor Ort bisher kaum Erfolgsaussichten, da Startups über keinerlei Erfahrung und Netzwerke in der Entwicklungshilfe und den Ländern verfügten. Umso dringender seien diese auf noch größere Hilfe angewiesen, so Theeg. 

www.authentic.network

Kurz und knapp

Im Jahr 2017 gründeten Digitalexperten, Wissenschaftler und Netzwerker in Chemnitz das Startup-Unternehmen authentic. Mit Hilfe einer Blockchain-Technologie entwickelten sie einen digitalen Schlüssel, der jedem physischen Produkt Fälschungssicherheit verleiht. Eine Anwendung sind Medikamente. Damit können die jungen Firmengründer Hunderttausende von Leben retten sowie die wirtschaftliche Hilfe in Entwicklungsländern und instabilen Staaten vorantreiben.

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Stephan Hönigschmid – Gründer von Founderella

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