Wie bekomme ich Geld für mein Startup?
Beim Dresdner Gründerfrühstück hat Matthew McDermott vom Leipziger Spinlab verraten, was junge Firmen tun müssen, um beim Crowdfunding erfolgreich zu sein.
Dresden. Ohne Moos nix los. Auch die beste Geschäftsidee braucht zu ihrer Verwirklichung Geld. Allerdings sind gerade Banken bei jungen Startups zögerlich mit der Kreditvergabe. Zum Glück gibt es einen Ausweg. Das Zauberwort lautet immer öfter: Crowdfunding.
Ein Selbstläufer ist aber auch diese Finanzierungsart nicht. Aus diesem Grund hat sich das Gründerfrühstück der Startupszene Dresden am Freitag dem Thema gewidmet. Dicht gedrängt sitzen etwa 40 Besucher in den Räumen von FutureSAX in der Ostra-Allee und lauschen den Worten von Matthew McDermott, der im Leipziger SpinLab als Innovation & Business Development Manager tätig ist und vorher unter anderem bei der Crowdinvesting-Plattform Seedmatch gearbeitet hat.
Über zehn Startups hat er bei ihren Kampagnen begleitet, weshalb er bestimmte Schritte bei der Planung empfiehlt. „Zunächst muss ich klären, was genau ich finanzieren möchte und ob ich beispielsweise eine Gewinnerzielungabsicht verfolge oder ein Kunst- oder Bildungsprojekt ermöglichen will“, sagt McDermott. Aufgrund dieser Einschätzung könne man sich dann die Plattformen anschauen.
Darüber hinaus sei es auch nicht verkehrt, einmal bewusst nach der Erfolgsquote der jeweiligen Plattform zu fragen. „Es gibt Plattformen, bei denen verschwinden die erfolglosen Kampagnen gleich, wenn sie zu Ende sind. Dann liegt die Erfolgsquote natürlich bei 100 Prozent. Allerdings ist das kein realistisches Bild“, sagt der Crowdfunding-Experte und verweist auf Zahlen der etablierten Anbieter: „Von Kickstarter wissen wir, dass ein Drittel der Projekte erfolgreich sind und bei Startnext sind es in Deutschland 55 Prozent“, so McDermott.
Die Auswahl der Plattform ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Denn wenn man sich keine realistischen Ziele setzt, nützt auch die beste Plattform nichts. „Der Betrag, den man einnehmen möchte, muss für die Zielgruppe nachvollziehbar sein. Wer zum Beispiel ein Musikfestival für 50.000 Leute organisiert und sagt, dass er lediglich 1000 Euro benötigt, wirkt wenig überzeugend“, betont McDermott.
Weil die Vorbereitung sehr wichtig ist, um die Kampagne zum Erfolg zu führen, legt der Experte allen Interessenten ans Herz, sich wenigstens zwei Monate Zeit zu nehmen. Ist diese Hürde genommen, gilt es, möglichst dynamisch zu starten.
„Die ersten 24 bis 48 Stunden sind essentiell. Wenn ihr in dieser Zeit auf euch aufmerksam macht und beispielsweise von den Plattformbetreibern wahrgenommen werdet, kann dies eurer Kampagne einen großen Schub geben“, sagt McDermott und fügt an: „Die Erfahrung zeigt, dass ein signifikanter Anteil des Fundingvolumens in dieser Zeit hereinkommt.“ So habe die Firma Protonet über Seedmatch in den ersten anderthalb Stunden 750.000 Euro eingenommen und am Ende des ersten Tages standen bereits 1,5 Millionen Euro zu Buche.
Wer ähnliche Resultate erzielen möchte, darf insbesondere eines nicht vergessen: sein eigenes Netzwerk zu aktivieren. „Wenn man seine eigenen Leute nicht überzeugen kann, gelingt das auch nicht mit fremden“, gibt Matthew McDermott zu bedenken.
Stellt sich nur die Frage, wie man gekonnt die Aufmerksamkeit potentieller Geldgeber gewinnt? Auch in diesem Punkt hat Matthew McDermott die passende Antwort. „Storytelling ist das A und O. Man sollte eine authentische und glaubwürdige Geschichte erzählen“, sagt er. Unter anderem könne man zeigen, wie die Idee entstanden ist oder wie sich die Gründer kennengelernt haben.
Als Paradebeispiel sieht er in diesem Zusammenhang die Kampagne des Kondomherstellers Einhorn an, der auf lustige Art darstellt, warum die Gründer das Produkt entwickelt haben und wo die Kondome produziert werden.
Zu guter Letzt gibt Matthew McDermott den Besuchern noch einen abschließenden Rat mit auf den Weg. „Die beste Kampagne nützt nichts, wenn anschließend Versprechen, wie zum Beispiel der Verkauf des Produktes zum Vorzugspreis, nicht eingehalten werden. Da kann schnell ein Shitstorm entstehen, den man so schnell nicht mehr los wird.“
Stephan Hönigschmid
Unterschied Crowdfunding vs. Crowdinvesting
–> Während die Teilnehmer beim Crowdfunding in der Regel nur eine symbolische Gegenleistung (z.B. bei Musikern das neue Album als Dankeschön für die Unterstützung der Produktion) erhalten, investieren sie beim Crowdinvesting in sogenannte partiarische Nachrangdarlehen. Bevor es Crowdinvesting gab, war es für Privatpersonen grundsätzlich nicht möglich, in der Frühphase in Startups zu investieren.
Sowohl beim Crowdfunding als auch beim Crowdinvesting fließt nur Geld, wenn das Fundingziel beziehungsweise die Fundingschwelle (quasi die Mindestsumme) erreicht wird.
Crowdfunding-Plattformen (Auswahl der Redaktion, kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Crowdinvesting-Plattformen (Auswahl der Redaktion, kein Anspruch auf Vollständigkeit)