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von Stephan Hönigschmid
(sh@founderella.de)

Künstliche Intelligenz: Dieses Startup will Krankheiten früher aufspüren

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Der theoretische Physiker Dr. Jürgen Riedel ist einer der Gründer von Oxford Immune Algorithmics. Das Startup gehört der aktuellen Klasse des Leipziger SpinLab an. Foto: PR/Oxford Immune Algorithmics
Nur die wenigsten lassen ihr Blut regelmäßig checken. Dabei kann der Lebenssaft viel über den Körper verraten. Krankheiten wie Diabetes, Hepatitis, Herzinfarkte oder auch Krebs können bereits in einem sehr frühen Stadium erkannt und bekämpft werden.

Damit mehr Menschen von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, hat das Startup Oxford Immune Algorithmics drei Dinge kombiniert: eine mobile Blutabnahmemethode, Cloud-Server und künstliche Intelligenz. Was es damit auf sich hat, verrät Mitgründer Jürgen Riedel im Founderella-Interview.

Founderella: Herr Riedel, mit Ihrer Firma übertragen Sie das Prinzip des maschinellen Lernens auf das Immunsystem des Menschen. Wie funktioniert das genau?

Jürgen Riedel: Normalerweise geht man, wenn man krank ist, zum Arzt und häufig wird dann eine Blutanalyse gemacht. Diese gibt schließlich Auskunft über den Gesundheitszustand des Patienten. Gemeinsam mit meinem Mitgründer Hector Zenil möchte ich diesen Prozess beschleunigen. Wir haben ein Portal gestartet, in dem die Daten von Bluttests in der Cloud gesammelt und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet werden. Die Nutzer können ein paar Tropfen Blut mittels eines Testkits aus ihrem Finger entnehmen und dann ein Röhrchen mit dem Blut an uns schicken.

Interessanter ist jedoch eine weitere Variante, an der wir gerade arbeiten. Es wird ebenfalls möglich sein, die Verteilung der weißen und roten Blutkörperchen in einem Tropfen Blut mit einer von uns speziell entwickelten Methode vor Ort zu analysieren und die Daten direkt in die Cloud zu schicken.

Wie groß ist die Zeitersparnis dadurch?

Innerhalb von fünf Minuten liegt das Ergebnis bei der Nutzung der mobilen Methode vor, während es gegenwärtig mehrere Tage dauern kann, wenn Patienten erst zum Arzt gehen und dann die Blutprobe ans Labor geschickt wird.

Durch die Nutzung unseres Algorithmus' können die Daten außerdem mit den vergangenen Blutuntersuchungen des Patienten ins Verhältnis gesetzt werden. Darüber hinaus gehört es zum Konzept, dass wir sie nicht mit den Blutwerten von einer Vielzahl von anderen Menschen abgleichen müssen, aber vielmehr ein individuelles Model für jeden Benutzer mit Hilfe unserer künstlichen Intelligenz erstellen.

Wird dann noch ein Fragenkatalog zum allgemeinen Wohlbefinden ausgefüllt, erhält man ein ziemlich umfassendes Bild. So lassen sich frühzeitig gefährliche Muster erkennen und sogar das Entstehen einer Vielzahl von Krankheiten verhindern.
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Auf einem Dashboard im Internet sollen die Patienten und, sofern die Zustimmung erteilt wurde, auch der Hausarzt die relevanten Blutwerte zeitnah nach der Blutentnahme ablesen können. Foto: PR/Oxford Immune Algorithmics
In welchen Fällen kann das wichtig sein?

Zum Beispiel bei einer Blutvergiftung. Da zählt jede Minute. Nach ein bis zwei Tagen kann es schon sein, dass Patienten amputiert werden müssen oder dass sie tot sind. Ein anderer Fall ist die Unterscheidung, ob es sich um eine bakterielle oder eine Virusinfektion handelt. Nur im ersten Fall sind Antibiotika sinnvoll. Mit unserer Methode lässt sich das sofort feststellen und somit die unnötige Einnahme von Medikamenten vermeiden.

Wie stehen sie zum Thema Datenschutz? Bei anderen Anbietern wie zum Beispiel „23andMe“, bei denen Gene ausgewertet werden, ist die Frage auftaucht, wie sie die sensiblen Informationen ihrer Kunden schützen, wenn gleichzeitig Geld damit verdient werden soll. Können Sie Ihre Kunden diesbezüglich beruhigen?

Für uns ist Datenschutz und Geheimhaltung von persönlichen Informationen extrem wichtig. Wir halten uns eng an regulatorische Gesetzgebungen und erlangen alle notwendigen Zertifizierungen für alle Märkte, in denen wir operieren. Lediglich der Patient selbst oder der Arzt des Vertrauens sollte Zugriff auf persönliche und medizinische Daten bekommen.

Grundsätzlich geht es bei uns nicht darum, so viele Daten wie möglich zu sammeln. Das unterscheidet uns zum Beispiel von den Social-Media-Giganten. Wir bauen Modelle, mit denen wir kausale Zusammenhänge erkennen und Vorhersagen machen. Die dafür nötigen Daten erheben wir sehr sparsam. Ob der Patient sie dann seinem Hausarzt oder anderen Institutionen zugänglich macht, damit er schnell therapiert werden kann, muss jeder selbst entscheiden.

Wir befinden uns in einer Zeit der Corona-Krise und des Brexits. Welche Chancen rechnen sie sich in dieser Umbruchsituation aus?

Tatsächlich sehr gute. Wegen Corona trauen sich viele Patienten nicht, zum Arzt zu gehen. Die Möglichkeit, einen Bluttest selbst zu Hause zu machen, ist da ein guter Ausweg. Parallel dazu entwickelt sich die Telemedizin immer weiter. Im Zusammenspiel mit unserer Anwendung gibt es da ein großes Potenzial, die Behandlung der Patienten zu verbessern. Der Brexit spielt uns übrigens in die Hände. In Großbritannien muss gerade eine Menge neu geregelt werden. Im Gesundheitswesen sind die Verantwortlichen auch im Sinne der Kostenersparnis bereit, neue Wege zu gehen.
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Das Team von Oxford Immune Algorithmics während einer Sitzung. Foto: PR/Oxford Immune Algorithmics
Apropos Kosten. Wie sieht eigentlich Ihr Geschäftsmodell aus?

Wir planen ein Abonnement-Modell für den Service und verhandeln zusätzlich auch mit Krankenkassen. Einen exakten Preis kann ich noch nicht nennen. Ich gehe aber davon aus, dass er sich im Bereich von zehn Euro oder sogar noch deutlich weniger bewegen wird, den auch derzeit ein Bluttest kostet. Allerdings wollen wir für das Geld mehr bieten. Wie bereits beschrieben, werden die Blutwerte an sich von einer umfangreichen Auswertung durch den Algorithmus abgerundet.

Zum Abschluss noch eine Frage zu Ihrem Leipzig-Engagement. Wie kommt es, dass sie als preisgekröntes Startup der Universität Oxford nach Leipzig kommen, um dort an der aktuellen Klasse des SpinLab teilzunehmen?

Zum einen finden wir, dass Leipzig eine besonders dynamische Gründermetropole ist. Es herrscht eine kreative Atmosphäre und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Zudem sind die Forschung und die Wirtschaft eng verbunden, was man gut an Einrichtungen wie der Bio City sieht. Wichtig ist für uns auch, dass wir nach dem Brexit einen Firmensitz in Deutschland gründen, um von dort aus den attraktiven EU-Gesundheitsmarkt zu bearbeiten.

Interview: Stephan Hönigschmid
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