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von Stephan Hönigschmid
(sh@founderella.de)

Der Erfolg kommt, Sachsens Startups gehen

Rhebo-Geschäftsführerin Kristin Preßler, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Wandelbotsgeschäftsführer Christian Piechnick und Verlagsgeschäftsführer Denni Klein von der Sächsischen Zeitung (v.l.n.r.), der die Diskussion moderiert hat.
Rhebo-Geschäftsführerin Kristin Preßler, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Wandelbots-Geschäftsführer Christian Piechnick und der damalige Verlagsgeschäftsführer Denni Klein von der Sächsischen Zeitung unterhalten sich 2018 beim bitkom-Gründerfrühstück (v.l.n.r.). Foto: Stephan Hönigschmid
Ein bisschen ist es so wie mit dem verheirateten Mann und der jungen Geliebten. Mit ihr hat er leidenschaftlichen Sex, sie bringt ihn auf neue, verrückte Ideen und stellt sein Leben auf den Kopf. Als es aber ernst wird, scheut er das Risiko und kehrt nach Hause in den sicheren Ehehafen zurück.

Mit vielen Startups in Sachsen ist es so ähnlich. Wenn sich erste Erfolge einstellen und sie auf die Überholspur wechseln besteht immer die Gefahr, dass sie auch schnell wieder aus dem Freistaat verschwunden sind. Bereits Ende 2018 brachten wir bei Founderella diese Gemengelage in einem Artikel über das bitkom-Gründerfrühstück in Sachsens Staatskanzlei mit der Überschrift „Gründerland in Gefahr“ auf den Punkt. Nicht alle waren darüber begeistert. Dennoch sprachen die Fakten für sich.

Investoren wollten Startup aus Dresden wegholen

Der Mitgründer des sächsischen Vorzeige-Startups Wandelbots, Christian Piechnick, sagte damals: „Wir mussten bei unseren Investoren dafür kämpfen, in Dresden bleiben zu können, indem wir auf die ausgezeichnete Forschungslandschaft und den dank der Universität guten Zugang zu Talenten verwiesen haben.“ Dies reiche jedoch auf Dauer nicht aus. Vielmehr müsse man ein funktionierendes Startup-Ökosystem schaffen, sagte Piechnick. Zu diesem Zeitpunkt war ein anderer Hoffnungsträger, Green City Solutions, bereits nach Berlin abgewandert.
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Die Roboter-Experten von Wandelbots haben Dresden die Treue gehalten und befinden sich weiter auf internationalem Wachstumskurs. Foto: PR/Wandelbots
Dass sich an der Situation im Laufe der Jahre kaum etwas geändert hat, verdeutlicht der aktuell erschienene Artikel „Die Milliarden der anderen“ in der Zeit. Dort ist unter anderem zu lesen, dass beispielsweise das Hotelvergleichsportal Trivago zwar im Dunstkreis der Leipziger Handelshochschule (HHL) auf den Weg gebracht, aber dann eben in Düsseldorf angesiedelt wurde. Reichlich 300 Unternehmensgründungen sind demnach seit 1992 aus der HHL ausgegründet worden, darunter Größen mit Milliardenbewertungen wie das heutige Dax-Unternehmen Delivery Hero oder der Gebrauchtwagenhandel auto1.com. Fast alle gingen wieder.

300 Ausgründungen der Leipziger HHL, fast alle gingen

Lediglich die T-Shirt-Drucker von Spreadshirt seien die einzige bekannte Ausgründung der Management-Hochschule, die in Leipzig geblieben ist, heißt es in dem Artikel. Sucht man nach den Gründen, gibt es vor allem einen Knackpunkt: fehlende Investoren im Osten. Der im Juli 2019 aufgelegte erste Risikokapitalfonds Ostdeutschlands ist in dieser Situation sicherlich ein wichtiger Schritt, dennoch kann er mit einem Volumen von 13,8 Millionen Euro vermutlich zunächst nicht viel an der Lage ändern. Im internationalen Kontext sind das ohnehin Peanuts, aber auch im deutschen Kontext ist das nicht sonderlich viel, sondern allenfalls eine Ergänzung zu weiteren Programmen.

Coole Freiräume, wo früher Fabriken waren

„Es ist so cool im Osten, so viele Freiräume, so viele Möglichkeiten, hier kann man sich noch austoben!“ schrieb August Modersohn im Oktober 2020 ebenfalls in der Zeit. In dem Text ging es zwar nicht um Startups, sondern um westdeutsche Studenten im Osten. Dennoch passt er zur Thematik. Am Ende sind es zwei Seiten einer Medaille. Die aufregenden Freiräume sind der Ort, wo Startups gedeihen. Gleichzeitig sind sie aber häufig auch Orte, wo früher mal Industrie war. Daher gilt: Nur wenn die Firmen in Sachsen bleiben und sich aus dem ein oder anderen Startup auch mal ein Dax-Konzern entwickelt, hätte die Geschichte ein Happy End. Momentan sieht es leider (noch) nicht danach aus.

Ich wünsche Euch eine schöne Woche.

Euer

Stephan Hönigschmid, Journalist & Autor
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Newsflash

  • C-Lecta begrüßt 100. Mitarbeiter: Die Leipziger Biotech-Firma C-Lecta befindet sich weiter auf Wachstumskurs. Wie das Unternehmen mitteilte, hat es im Februar seinen 100. Mitarbeiter eingestellt. Allein im vergangenen Jahr kamen demnach 20 Mitarbeiter hinzu. Das Team umfasst nun Menschen aus elf Nationen, die im Schnitt 38 Jahre alt sind. Mit einem Verhältnis von 58 zu 42 stellen Frauen bei C-Lecta die Mehrheit.
  • Morpheus Space eröffnet Büro in Los Angeles: Das Dresdner Startup Morpheus Space hat jetzt auch Büroräume in Los Angeles. Wie das Portal Space News meldete, nutzt es dafür Geld aus der ersten Finanzierungsrunde 2020. Die Morpheus-Gründer Daniel Bock und István Lőrincz haben in der US-Metropole zudem am Techstars Starburst Space Accelerator teilgenommen und laut Space News dort Kontakte zu weiteren Investoren geknüpft. Morpheus Space hat fingerhutgroße Ionenstrahlantriebe für den autonomen Betrieb von Nano-Satelliten entwickelt.
  • Cloud&Heat-Rechenzentrum nimmt Gestalt an: Das Dresdner Startup Cloud&Heat baut in Norwegen ein Rechenzentrum für Aquila Capital. Wie Cloud&Heat mitteilte, sind dafür jetzt die ersten Arbeiten angelaufen. Ende des Jahres soll das 20.000 Quadratmeter große Rechenzentrum mit einer Leistung von zehn Megawatt fertig sein. Betrieben wird es laut Cloud&Heat ausschließlich mit erneuerbaren Energien. Auf der Anwenderseite soll die Rechenleistung für künstliche Intelligenz, Maschinenlernen sowie grafische Berechnungen genutzt werden.

TOP 5

Dieser Gründer vereinfacht Investitionen in Startups

Slock.it-Gründer Christoph Jentzsch in seinem Büro am Marktplatz in Mittweida. Neben ihm ein intelligentes Türschloss, das per Blockchain-Technologie vielfältig genutzt werden kann. Foto: Stephan Hönigschmid
Der Unternehmer Christoph Jentzsch arbeitet an einer Lösung, mit der Freunde und Familie leichter in Startups investieren können.

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Der frühere Bosch-Manager soll der Firma mit seiner Erfahrung auf ihrem Wachstumskurs zusätzlichen Schub geben.

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Mit dem Erlös soll die Entwicklung der Software WAKU Sense beschleunigt werden. Diese optimiert den Roboterbetrieb.

Sunfire-Gründer: „Früher hat man uns ausgelacht“

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Das Dresdner Startup Sunfire gilt als Hoffnungsträger bei der Energiewende. Doch so hoch wie heute stand Sunfire nicht immer im Kurs. Davon berichtete Mitgründer Christian von Olshausen kürzlich bei einem Vortrag.

Startup-Strategie: So will der Bund Gründern unter die Arme greifen

Die Krise als Chance. Auch in der aktuellen Corona-Krise sind wieder jede Menge Gründungsideen bei Sachsens Wirtschaftsministerium eingegangen. Foto: StartupStockPhotos via Pixabay
In späten Wachstumsphasen kommen Startups in Deutschland oft nicht an genügend Risiko-Kapital. Weil sie dadurch international ins Hintertreffen geraten, will der Bund die Bedingungen für Startups nun verbessern.
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