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Guten Morgen liebe Leser,

im Buch der Bücher – der Bibel – findet sich etwas, was man umgangssprachlich auch als „Matthäus-Effekt“ bezeichnet. Die noch umgangssprachlichere Kurzzusammenfassung davon lautet: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Was das im Hier und Jetzt bedeutet, kennt der ein oder andere Ehemann aus der Zeit unmittelbar nach der Hochzeit. Kaum ist der Ring am Finger, laufen ihm auf einmal die attraktivsten Frauen hinterher und es wären plötzlich Dates möglich, von denen er zuvor nicht zu träumen gewagt hätte... Dennoch gilt natürlich: Game over. Mit Blick auf den Finanzsektor hat Mark Twain das Phänomen folgendermaßen auf den Punkt gebracht: Eine Bank ist eine Einrichtung, von der Sie sich Geld leihen können – vorausgesetzt, Sie können nachweisen, dass Sie es nicht brauchen.

Ohne Moos nix los

Gerade für junge Unternehmensgründer ist das aber ein Problem. Um ihre Ideen zu verwirklichen, benötigen sie die entsprechenden Gelder von Banken und Investoren. Und das am besten gestern. Für sie heißt es deshalb entweder „Fake it, till you make it“ (zu Deutsch: So tun, als ob...) oder sie haben eine so überzeugende Idee, dass ihnen die Risikokapitalisten ohnehin die Tür einrennen. In Sachsen hat das in der Vergangenheit allerdings nur so semi-optimal geklappt. Kein Wunder, dass das einige Startups befürchteten, international irgendwann nicht mehr mithalten zu können.

Ostdeutschlands erster Risikokapital-Fonds geht an den Start

Glücklicherweise scheint Besserung in Sicht. Wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtet, ist in Leipzig Ostdeutschlands erster privater Risikokapital-Fonds an den Start gegangen. Er trägt den Namen „Smart Infrastructure Ventures“ und will deutschlandweit Gründern aus den Bereichen Smart City, Energie und elektronisches Gesundheitswesen unter die Arme greifen. Hinter den Kulissen mischen unter anderem der Leipziger Gaskonzern VNG und die Sächsische Aufbaubank mit. Das klingt vielversprechend. Ob es am Ende klappt, wird die Zeit zeigen. Es gilt das alte Beckenbauer-Bonmot: „Schau'n mer mal, dann seh'n mer scho.“

Staffbase sammelt 20 Millionen Euro ein

Dass es zumindest einzelnen sächsischen Firmen auch gegenwärtig schon gelingt, Geld in ansehnlichen Größenordnungen einzusammeln, beweist das Chemnitzer Startup „Staffbase“. Wie das Unternehmen auf seiner Webseite informiert, hat es sich in einer Finanzierungsrunde 20 Millionen Euro gesichert. Der New Yorker Technologie-Investor Insight Ventures, der bereits an Unternehmen wie Blinkist, N26, HelloFresh, BlaBlaCar, Twitter und Shopify beteiligt ist, steigt bei den Chemnitzern ein, die das frühere schwarze Brett und die Rundmails bei Mittelständlern und Großkonzernen überflüssig gemacht haben. Die interne Kommunikation läuft stattdessen über eine Mitarbeiter-App. Rund 300 Kunden wie DHL, Adidas, Deutsche Telekom und MAN haben sie aktuell im Einsatz.

Immer mehr Singles in deutschen Großstädten

Die Mitarbeiter-App von Staffbase zeigt deutlich, welche Vorteile die Digitalisierung bietet. Trotzdem gibt es in dieser schönen neuen Welt auch Schattenseiten. Beispielsweise im Privatleben. Weil viele Menschen nur noch auf ihr Smartphone starren, verpassen sie bereichernde Begegnungen im richtigen Leben. Wie kürzlich die „Bild“-Zeitung thematisierte, lebt 41 Prozent der deutschen Bevölkerung allein. In Metropolen wie Berlin, Hamburg und München wird die 50-Prozentmarke von den Singles gerissen oder liegt zum Greifen nah. Da wundert es nicht, dass die Bundesregierung darüber nachdenkt, einen Beauftragten für Einsamkeit zu etablieren. Etwas, das es in Großbritannien schon gibt. Denn Einsamkeit macht die Menschen krank und treibt dadurch die Gesundheitskosten in die Höhe. Würde man, überspitzt gesagt, den Wohnungsmarkt in einen funktionierenden Liebesmarkt verwandeln, würde man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Eine Entlastung an der Preisfront und gesündere Menschen.

Soziale Analphabeten auf dem Campus

Die Aussichten dafür, dass die Menschen wieder mehr aufeinander zugehen, stehen jedoch nicht ideal. Vor allem Akademiker, die tendenziell eher verkopft sind und das Herz selten auf der Zunge tragen, haben es schwer. Sie verwandelt die Digitalisierung endgültig in soziale Analphabeten. In einem interessanten Beitrag beschreibt Spiegel Online
wie Tinder, Lovoo & Co. das Leben auf dem Unicampus verändert haben. Dieser galt einst als perfekter Ort, um den Partner fürs Leben oder die nächste Nacht zu treffen. Mittlerweile sitzen aber auch dort alle nur noch rum, starren auf ihren kleinen Bildschirm und tindern. Gemeinsam einsam, könnte man sagen.

Das klingt nicht schön. Aber vielleicht ist die Aufregung ja auch übertrieben und alles nur halb so schlimm. In ein paar Jahren könnten wir darüber lachen. Der Schriftsteller Fjodor Dostojewski wusste das schon vor langer Zeit und fasste es meisterhaft in dem Satz zusammen:

„Alles ist gut. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort im selben Augenblick.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Woche.

Ihr Stephan Hönigschmid

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