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Guten Morgen liebe Leser,

Schaffe, schaffe, Häusle baue und net nach de Mädle schaue. So lautet ein bekannter Spruch aus dem Südwesten Deutschlands. Obwohl er stets mit einem Schmunzeln gesagt wird, steckt trotzdem Wahrheit drin. Schließlich gelten die Bewohner dieses Landstrichs als besonders fleißig. In den Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg haben sie die Region zu einer der wohlhabendsten der Welt entwickelt. Ein prominentes Beispiel sind die Hohenloher Täler. Im tiefen Wald hinter den Bergen baute dort Reinhold Würth aus einem kleinen Schraubenladen einen Weltkonzern auf. Sein früherer Angestellter Albert Berner tat es ihm nach und gründete am selben Ort ebenfalls ein Unternehmen, das inzwischen eine beachtliche Größe erreicht hat.

Ein Unternehmen reiht sich ans andere

Wie das Online-Magazin Impulse in einem lesenswerten Artikel herausgearbeitet hat, wiederholt sich dieses Muster in Hohenlohe in regelmäßigen Abständen. Immer wieder steigt ein Mitarbeiter aus einer Firma aus und macht sich selbstständig. Mit dem Ergebnis, dass sich inzwischen ein Unternehmen an das andere reiht. Und das in einer Gegend ohne Bodenschätze, die bis in die 1960er Jahre eher als arm galt und landwirtschaftlich geprägt war.

Work-Life-Balance statt Gründergeist

Derartige Vorbilder sind elektrisierend und wären für den Osten ebenfalls wünschenswert. Aber es sieht nicht gut aus. Viele Mittelständler finden keinen Nachfolger. Und selbst gründen will schon gar keiner. Im aktuellen Gründungsmonitor der Förderbank KfW landen Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern deutschlandweit ganz am Ende der Tabelle. Wie die Thüringer Allgemeine berichtet, schafft es nur Sachsen mit 106 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige immerhin auf Platz 9. Hauptgrund: Weil die Bevölkerung zurückgeht, gibt es immer weniger 30 bis 39-Jährige, die als besonders gründungsinteressiert gelten. Hinzu kommt, dass das Leben als Angestellter bequemer ist und deshalb eine hohe Wertschätzung genießt. Stichwort: Work-Life-Balance.

Karten in der Industrie werden neu gemischt

Das ist schade, weil in den nächsten Jahren die Karten in der Industrie neu gemischt werden. Altehrwürdige Dax-Konzerne, die viele auch gern mit einem Hauptsitz im Osten gesehen hätten, müssen sich drastisch wandeln, um nicht an Bedeutung zu verlieren. Die vermehrte Zusammenarbeit mit jungen, wendigen Start-ups gehört mehr und mehr zum Pflichtprogramm. Anschaulich wird das unter anderem beim Elektroauto. Dinge wie Anlasser, Einspritzsystem oder Auspuff sind überflüssig. Es braucht deutlich weniger Teile als ein herkömmliches Auto. Stattdessen steht und fällt alles mit einer leistungsfähigen Batterie.

Keine Batteriefabrik für die Oberlausitz

Umso ärgerlicher ist es, dass Großröhrsdorf im Landkreis Bautzen nicht den Zuschlag für Deutschlands erste Forschungsfabrik für Batteriezellen bekommen hat, die der Bund mit 500 Millionen Euro fördert. In diesem Bereich spielt in Zukunft die Musik in Deutschlands wichtiger Autoindustrie – und wieder ist der Osten nicht dabei. Öl ins Feuer gossen da noch die renommierten ifo-Forscher. Institutschef Prof. Clemens Fuest sagte dem MDR, dass es ohnehin nichts gebracht hätte. Seiner Einschätzung nach gebe es in der Lausitz derzeit keine Kompetenz in den Feldern Batterien und Mobilität, weshalb eine derartige Fabrik besser in Wolfsburg, Stuttgart oder München aufgehoben wäre. Dort kommt sie aber auch nicht hin. Dafür jedoch nach Münster in die Heimat von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) …

Staatliche Investitionen im Silicon Valley

Obwohl man die Einwände der Wirtschaftswissenschaftler, die darüber hinaus dafür plädieren mit den 17 Milliarden Euro aus dem Kohleausstieg in der Oberlausitz lieber Hochschulen und den Mittelstand zu unterstützten sowie die Infrastruktur zu verbessern, ernst nehmen muss, gilt ebenfalls: ohne Spitzentechnologien geht es nicht. Und natürlich lässt sich so etwas auch von außen injizieren. Bestes Beispiel: das berühmteste Tal der Welt – das Silicon Valley. Dessen Geschichte begann nicht mit Google, Facebook & Co., sondern vielmehr mit dem Luftangriff auf Hamburg im Zweiten Weltkrieg. Weil die deutsche Luftabwehr für die Alliierten anfangs nur schwer zu knacken war, wurde Stanford-Professor Frederick Terman mit seinem Radio Research Laboratory beauftragt, eine Lösung zu finden.

Aluschnipsel verwirren deutsche Luftabwehr

Ende Juli 1943 war es soweit. Massenweise warfen die Alliierten über der Hansestadt Aluschnipsel ab und verwirrten so die Frühwarnsysteme der Deutschen. Zu dieser Zeit arbeiteten Frederick Terman und sein Team noch an der Harvard-University an der Ostküste der USA. Im Zuge des Kalten Krieges wurde das Radio Research Laboratory aber an die Westküste ins Silicon Valley verlegt. Als Dekan in Stanford ermutigte Terman damals zahlreiche seiner Studenten, eine eigene Firma zu gründen. Da sie ihre Aufträge überwiegend vom Militär bekamen, spielte privates Geld zunächst nur eine untergeordnete Rolle. Zusammengefasst lässt sich somit sagen, dass selbst das viel gepriesene Silicon Valley ohne massive staatliche Investitionen heute wohl immer noch ein Tal wäre, in dem überwiegend Orangen angebaut werden würden.

Von daher gilt auch mit Blick auf Sachsen: Ökonomen müssen nicht immer Recht haben. Schließlich kommt es oft anders, als man glaubt. Manchmal lohnt es sich, neue Wege zu gehen und neu zu denken. John Maynard Keynes, der selbst Ökonom war, brachte die Herausforderung einmal folgendermaßen auf den Punkt:

„Die Schwierigkeit ist nicht neue Ideen zu finden, sondern den alten zu entkommen.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Woche.

Ihr Stephan Hönigschmid

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