Fuck-up-Nights kommen nach Dresden

Am 7. April sprechen drei Unternehmer in den Technischen Sammlungen vor Publikum über ihre größten Niederlagen – und wie sie die Krise gemeistert haben.

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Der Gründerberater Sören Frost hat die Fuck-up-Nights nach Dresden geholt. Foto: Jenny L. Stadthaus

Dresden. Niemand spricht gern darüber, wenn er seine Firma gegen die Wand gefahren hat – vor allem in Deutschland. Denn Scheitern gilt anders als in den USA noch immer als Stigma. Allerdings muss das nicht so sein. Die immer populärer werdenden Fuck-up-Nights auf der ganzen Welt beweisen, dass man auch selbstbewusst mit den eigenen Niederlagen umgehen kann.

Nachdem die Veranstaltung bereits in zahlreichen deutschen Städten etabliert ist, erlebt sie am 7. April in den Technischen Sammlungen ihre Dresden-Premiere.

Doch wie läuft so ein Abend überhaupt ab? „Wir haben insgesamt drei Unternehmer eingeladen, die über ihr Scheitern berichten“, sagt Gründerberater Sören Frost, der die Veranstaltung nach Dresden geholt hat. Weil es sich bei den Fuck-up-Nights um ein Franchise-System handelt, deren Idee 2012 im Umfeld der mexikanischen Startup-Szene entstanden ist, läuft der Abend nach festen Spielregeln ab.

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Mit „Flip the Flop“ gab es im Vorjahr in Dresden schon einmal ein ähnliches Veranstaltungsformat wie die „Fuck-up-Nights“. Hier lauscht das Publikum gerade der Diskussion im Café „Combo“ in der Neustadt. Foto: Daniel Reiche Grafikdesign, Foto & Video

„Der Rahmen ist vorgegeben. So hat jeder Redner zehn Minuten Redezeit und darf nicht mehr als sieben Folien zeigen. Anschließend kann das Publikum Fragen stellen“, erklärt Frost, der sich per Skype-Interview als Veranstalter qualifizieren musste und für die Durchführung des Events eine Lizenzgebühr bezahlt. Ziel des Procedere ist es, dass jede Fuck-up-Night auf der ganzen Welt vergleichbar ist.

Obwohl sich Fuck-up im ersten Moment lustig anhört, haben es die Geschichten der Unternehmer in sich. „Das sind oft hochemotionale Vorträge. Ich habe mal in Leipzig jemanden erlebt, der eine Pulsuhr trug. Und als er da so erzählte, wie sein Unternehmen pleite gegangen ist und er schweren Herzens seinen Mitarbeitern kündigen musste, fing die Uhr plötzlich ganz laut zu piepen an, weil der Puls über 180 emporgeschossen war. Auch seine Stimme war auf einmal nicht mehr so fest wie am Anfang“, erinnert sich Frost.

Für den Unternehmer ist es deshalb gar nicht so einfach, Menschen zu finden, die auf der Bühne über ihren Misserfolg erzählen möchten. „Man kann ja nicht einfach jemanden auf der Straße ansprechen“, sagt Frost. Zudem gebe es beim zeitlichen Abstand zu den Niederlagen einen Spagat zu bewältigen.

„Wenn das Ereignis gerade erst passiert ist, sind viele noch zu aufgewühlt. Ist es hingegen schon lange her, möchten manche gar nicht mehr darüber reden, sondern lieber nach vorn gucken“, weiß der 42-Jährige, der die Veranstaltung anders als in anderen deutschen Städten zunächst nicht monatlich, sondern quartalsweise durchführen will.

Für die erste Dresdner Ausgabe des Events hat er unter anderem einen Franchise-Unternehmer gewonnen, der als Hartz IV-Empfänger vor einigen Jahren mit seiner Freundin einen Lebensmittel-Lieferdienst gegründet hat, der so rasant wuchs, dass er schnell etliche Franchisenehmer hatte, die fast 200 Mitarbeiter beschäftigten.

Als jedoch die Liebe zu seiner Freundin zerbrach, ging es auch mit dem Unternehmen bergab. Hinzu kamen Steuerschulden, die schließlich zur Privatinsolvenz führten. Trotzdem gab er nicht auf und ist heute erfolgreicher als vorher.

Dass Sören Frost mit den Fuck-up-Nights beim Publikum einen Nerv getroffen hat, merkte er beim Kartenverkauf. Nach vier Stunden waren bereits alle 100 Tickets zum Preis von 4 Euro vergeben.

„Das Interesse war riesig. Ich hätte mindestens 200 Karten verkaufen können. Aus diesem Grund werden wir für die nächsten Fuck-up-Nights im Juni einen Veranstaltungsort suchen, wo doppelt so viele Menschen hineinpassen“, so Frost.

Stephan Hönigschmid

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