Sunfire-Gründer: „Früher hat man uns ausgelacht“

Grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien statt blauer Wasserstoff aus Erdgas. Spätestens seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine ist das in der Wirtschaft ein großes Thema. Die Dresdner Firma Sunfire profitiert von dieser Entwicklung. Zuvor musste sie jedoch einige Hürden überwinden. Davon berichtete Mit-Gründer Christian von Olshausen kürzlich bei einem Vortrag.

Christian von Olshausen während seines Vortrags beim Gründerfoyer von "Dresden exists". Foto: Stephan Hönigschmid

Christian von Olshausen während seines Vortrags beim Gründerfoyer von Dresden exists. Foto: Stephan Hönigschmid

Dresden. Das Dresdner Startup Sunfire gilt als Hoffnungsträger bei der Energiewende. Mit den Elektrolyseuren der Firma lässt sich sogenannter grüner Wasserstoff für die Industrie herstellen. Doch so hoch wie heute stand Sunfire nicht immer im Kurs. Davon berichtete Mitgründer Christian von Olshausen kürzlich beim Gründerfoyer von Dresden exists. 

Gründer trotzen Gegenwind aus Wissenschaft und Industrie

„Wir haben früher Gegenwind von Wissenschaft und Industrie bekommen. Dafür dass wir CO2 knacken wollten, hat uns mancher Professor ausgelacht. Sie wollen wohl die thermodynamischen Gesetze brechen, hieß es dann mitunter“, erinnert sich von Olshausen. Die drei Gründer ließen sich davon aber nicht beirren und zeigten zunächst auf dem Gebiet der synthetischen Kraftstoffe und später mit der Herstellung der Elektrolyseure für den grünen Wasserstoff, was möglich ist. Allerdings gab es da ein Problem: Wirtschaftlich war das alles noch nicht. 

Mediale Aufmerksamkeit sichert Startup das Überleben

„Wir haben es zwar geschafft, Lösungen aufzuzeigen, die der Menschheit irgendwann mal helfen könnten. Geld verdiente beispielsweise mit der Anlage für die synthetischen Kraftstoffe aber kein Mensch.“ Dennoch habe man viel mediale Aufmerksamkeit bekommen, die wiederum Investoren angezogen haben. „Am Ende hat das dazu geführt, dass sie uns immer wieder Geld gaben“, sagt von Olshausen und fügt an: „Dass Sunfire die ersten zehn Jahre überlebt hat, war eine Mischung aus Glück sowie ein bisschen Fortune bei den ganzen Themen mediale Aufmerksamkeit und Investoren.“

Blick auf die Produktionsanlage in Dresden, wo unter anderem Rohdiesel und Rohwachs hergestellt werden. Foto: PR/sunfire GmbH/renedeutscher.de

Anfangs widmete sich Sunfire vor allem der Herstellung von synthetischem Rohdiesel und Rohwachs. Foto: PR/sunfire GmbH/renedeutscher.de

Fossile Konkurrenz macht Geldverdienen schwierig

Warum es für Sunfire so schwer war, Geld zu verdienen, beschreibt von Olshausen folgendermaßen: „In der alten fossilen Welt nimmt man einen chemischen Stoff, zum Beispiel Erdgas oder Kohle, und macht daraus Strom, mit dem man dann Geld verdient. Jetzt versucht man das Ganze jedoch umzudrehen, indem man Strom nimmt und daraus Wasserstoff macht und damit soll man auch noch Geld verdienen, obwohl es den anderen Zusammenhang immer noch gibt.“

Das sei so ähnlich wie ein Bäcker, der aus Korn Brot macht, weil das Brot teuerer ist als das das Korn. „Sagt man dem Bäcker nun, dass er es gleichzeitig andersherum machen soll und damit nach wie vor Geld verdienen soll, ist das wahnsinnig schwierig, das hinzukriegen“, so von Olshausen. 

Stephan Garabet, Bernhard Zwinz, Nils Aldag und Christian von Olshausen (v.l.n.r.) bilden die Geschäftsführung von Sunfire. Foto: PR/Sunfire GmbH

Stephan Garabet, Bernhard Zwinz, Nils Aldag und Christian von
Olshausen (v.l.n.r.) bilden die Geschäftsführung von Sunfire. Foto: PR/Sunfire GmbH

UN-Klimakonferenz 2015 als Wendepunkt für Sunfire

Als Wendepunkt für Sunfire sieht Christian von Olshausen die COP 21, die UN-Klimakonferenz 2015 in Paris. „Erst 2015 mit der COP und den dann einsetzenden Gedankensträngen war es möglich, 2018 namhafte Investoren ins Unternehmen reinzukriegen. Aber es bedurfte eben dieser ganzen Krisen und Katastrophen, der Dürren der letzten Jahre, und jetzt schließlich des Ukraine-Krieges, damit die Gesellschaft versteht, dass das, was wir mit den Fossilen tun, endlich ist und politisch massiv riskant.“

Mitarbeiter im Startup sind Spieler statt Zuschauer

Von seinen Mitarbeitern erwartet er in dem rasant wachsenden Startup vollen Einsatz. Einem Kollegen, der aus einem Konzern zu Sunfire kam und häufig mit zahlreichen Konjunktiven andeutete, was man alles tun könnte, ohne es aber umzusetzen, gab er mit auf den Weg: „Nimmt man ein Bild aus dem Fußball, gibt es in einem Konzern nicht so oft die Möglichkeit, den Ball zu spielen. Viele sitzen auf der Tribüne und meckern. In einem Startup ist das anders. Da spielt man die ganze Zeit“, erklärt von Olshausen. 

Die Elektrolyseure von Sunfire zu Herstellung von grünem Wasserstoff stehen derzeit hoch im Kurs. Foto: Sunfire

Was will ich im Leben?

Entscheidend findet er für die Motivation von seinen Mitarbeitern, aber auch von ihm selbst, dass man sich stets bewusst ist, was man im Leben möchte: „Ganz viele Brüche im Leben, ob sie beruflich oder privat sind, hängen damit zusammen, dass man selber nicht weiß, was man eigentlich will.“ Bei ihm sei es eine Abneigung gegen Systeme, die endlich sind. „Das ist der Grund, warum ich seit meiner Jugendzeit immer wieder mit dem Thema Energie zu tun hatte. Das wurde mir erst später klar“, sagt von Olshausen. 

Den Studenten und Gründern empfahl er bei seinem Vortrag im Hörsaal, Entscheidungen nicht aus der Hand zu geben. „Ich habe es bitter gelernt, Dinge zu hinterfragen, obwohl es eine erfahrene Person gesagt hat. Die Verantwortung abzugeben, ist Lotterie“, sagt von Olshausen.   

Stephan Hönigschmid

https://www.sunfire.de/de/

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