Dieser Gründer vereinfacht Investitionen in Startups
Wenn Freunde und Familie eines Gründers in ein Startup investieren wollen, ist das bisher nicht so einfach - vor allem bei kleineren Beträgen. Damit sich das ändert, arbeitet der Mittweidaer Unternehmer Christoph Jentzsch an einer Lösung.
Mittweida. Christoph Jentzsch kennt die Diskussion. Freunde und Familie kommen auf einen Gründer zu und wollen gern in die Firma investieren. „Das war aber bisher nicht so einfach. Auch wenn jemand nur 1.000 oder 10.000 Euro investieren wollte, mussten Verträge vorbereitet werden und es war notwendig, zum Notar zu gehen“, erklärt der Unternehmer. Problematisch seien auch die Unterschiede der Verträge von Land zu Land. „Ich war in den vergangenen Jahren selbst als Business Angel aktiv und habe gemerkt, dass die Verträge überhaupt nicht standardisiert sind.“ Im Vergleich zu seinen Erfahrungen im Web3, wo er in Token investiert hat, sei das zehnmal komplizierter gewesen.
Per Maus-Klick in Startups investieren
Als erfahrener Gründer, der sein Startup slock.it erfolgreich an ein Unternehmen in den USA verkauft hat, ließ ihm dieses Problem keine Ruhe. „Mir hat vorgeschwebt, dass es bei einer Firma, die ich sehr mag, auf der Internetseite einen Button „Invest now“ gibt, wo man unkompliziert Investor werden kann“, sagt Jentzsch. Seit Kurzem arbeitet er in einem von ihm mitgegründeten Venture Studio an der Umsetzung seiner Investment-Vision. Dabei nutzt er mit der Public Ethereum Chain eine Blockchain-Anwendung. „Jede GmbH kann dort mit unserer Hilfe Token launchen, die GmbH-Anteile repräsentieren“, sagt Jentzsch.
Die meisten staatlichen Initiativen sind zwar nett, aber ich glaube nicht, dass sie einen so großen Einfluss haben. Wenn es gute Gründer gibt, dann kommt auch genügend Kapital nach Sachsen.
– Christoph Jentzsch, Unternehmer und Investor aus Mittweida
Erst Notar-Termin, wenn Anteile etwas Wert sind
Vereinfacht gesagt, existieren die GmbH-Anteile zunächst in einer virtuellen Internetwelt. Dank der Blockchain-Technologie wird aber sichergestellt, dass jede Transaktion exakt nachvollzogen und die Zuordnung von Geschäftsanteilen nicht willkürlich verändert werden kann. „Der Vorteil besteht darin, dass ich ohne viel Aufwand in Firmen investieren kann. Ein Notar ist erstmal nicht notwendig“, sagt Jentzsch und fügt an: „Der kommt erst später ins Spiel. Wer im Web3 die Anteile erwirbt, hat quasi eine Art Gutschein. Er kann dann jederzeit mit dem Firmeninhaber zum Notar gehen und echte Anteile daraus machen, zum Beispiel wenn die Anteile einen bestimmten Wert bekommen haben oder Dividenden gezahlt werden.“
Jentzsch wollte zunächst Wohltätigkeits-Organisation gründen
Dass Christoph Jentzsch nach dem Exit von slock.it 2019 wieder aktiv ins Tagesgeschäft eingestiegen ist, hat seine Gründe. „Ich wollte ursprünglich mit meiner Frau zusammen eine wohltätige Stiftung aufmachen. Wir haben aber eine Menge mit unseren acht Kindern zu tun, sodass wir die Idee erstmal aufgeschoben haben“. Zudem sei er zu der Erkenntnis gelangt, dass es sinnvoller ist, wieder etwas im Web3-Umfeld zu starten und mit diesem Geld dann Wohltätigkeitsorganisationen zu unterstützen. „Auf diese Weise kann ich mehr bewirken, als wenn ich es direkt mache“, sagt Jentzsch.
Gründer-Ökosystem wichtiger als staatliche Förderprogramme
Die Gründerszene hat der Unternehmer stets im Blick behalten und sieht speziell auch in Sachsen einige Fortschritte. „Natürlich würde ich mir mehr Gründungen wünschen, aber es wird langsam besser“, sagt Jentzsch und ergänzt: „Aus den Hochschulen heraus sollte es noch mehr Gründungen geben. Der Traumjob sollte Gründer sein und nicht für den Staat zu arbeiten.“
Staatliche Initiativen und Förderprogramme sieht er ebenfalls kritisch: „Die meisten staatlichen Initiativen sind zwar nett, aber ich glaube nicht, dass sie einen so großen Einfluss haben. Wenn es gute Gründer gibt, dann kommt auch genügend Kapital nach Sachsen.“ Wichtig sei, dass Stück für Stück ein Ökosystem entstehe, bei dem Gründer, die einen erfolgreichen Exit hatten, wieder in neue Startups investierten, beschreibt Jentzsch seine Vorstellung.
Venture Studio soll drei bis fünf Projekte pro Jahr umsetzen
Mit seinem Venture Studio trägt er dazu bei, dass zahlreiche neue Ideen umgesetzt werden. „Wir wollen pro Jahr drei bis fünf Projekte umsetzen. Anders als in einem normalen Startup, wo man meist solange weitermacht wie das Geld reicht, ist das in einem Venture Studio aber radikaler. Nach drei bis sechs Monaten entscheiden wir, ob es weitergeht oder nicht“, erläutert Jentzsch.
Allerdings bleibe das Team immer zusammen, sodass eine Kontinuität gewährleistet ist. Derzeit gehören den Angaben zufolge vier Gründer und zehn Mitarbeiter zu dem Venture Studio. „Wir Gründer haben unser eigenes Geld in dem Studio drin. Das sollte in etwa vier Jahre reichen.“ Ziel sei, dass sich das Venture Studio selbst trägt und man mit dem Geld erfolgreicher Gründungen wieder neue Ideen finanziert.
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